EHC verliert unglücklich nach Verlängerung

München · Endlich der erste Punkt

EHC München: Mit Kampf aus den Abstiegsrängen.

EHC München: Mit Kampf aus den Abstiegsrängen.

München · Es läuft nicht rund derzeit beim EHC München. Ganze sechs Bundesliga-Spieltage mussten vergehen, bis der EHC einen Punkt auf der Haben-Seite verbuchen und die rote Laterne, wenn auch denkbar knapp, abgeben konnte.

Beim Heimspiel gegen Kaufbeuren am vergangenen Sonntag erlebten die 1917 Zuschauer im Eisstadion wieder einmal eine Zitterpartie. Am Ende hatte der EHC zwar endlich den ersehnten ersten Punkt eingefahren, aber glücklich war deswegen niemand. Zumal das Spiel auch noch durch eine Szene mit durchaus symbolhaftem Charakter entschieden wurde: EHC-Verteidiger Markus Eberl fiel beim Versuch, seinen Gegenspieler abzublocken, ausgerechnet auf seinen eigenen Goalie Joey Vollmer.

Und bevor dieser wieder aufstehen konnte, war der Puck schon im Netz. Und weil das Ganze auch noch in der Verlängerung passierte, durften die gegnerischen Fans über ihren Sieg jubeln; die Nordkurve muss noch mindestens eine Woche den EHC-Blues anstimmen. Dabei hatte das Spiel hoffnungsvoll begonnen: Die dritte Münchner Großchance verwandelte John Sicinski in der vierten Spielminute mit einem sehenswerten Abstaubertor. Doch statt weiter munter nach vorne zu spielen, zog sich die Mannschaft daraufhin verunsichert zurück.

Fast wirkte es, als ob sie den Gegner anbettelten, doch bitte kein Tor zu schießen. Die Folge: Zwei Gegentreffer innerhalb einer Minute kurz vor der Drittelpause. »In der Pause habe ich die Spieler angeschrieen, dass sie endlich mit ihrem Selbstmitleid aufhören sollen«, erklärte EHC-Coach Gary Prior nach dem Spiel. Gebracht hat es lange Zeit nichts. Der EHC war in den ersten Minuten des zweiten Drittels völlig von der Rolle. Nur die dritte Sturmreihe um Alexander Leinsle, Fabian von Schilcher und Mario Jann befand sich auch geistig auf dem Eis. Und ausgerechnet diese drei Spieler, die schon in der Bayernliga beim EHC spielten, besorgten nach 28 Minuten auch den Ausgleich. Kapitän Fabian von Schilcher versenkte den Puck nach einem mustergültig gefahrenen Konter auf Zuspiel von Mike Burman.

Im Schlussdrittel hatte der EHC zwar aktiver gespielt, allerdings ohne den wirklichen Willen erkennen zu lassen, hier noch unbedingt ein Tor schießen zu wollen. Immer wieder kam man so zwar vor den gegnerischen Kasten, aber wenn mal einer abzog, wurde in schöner Regelmäßigkeit der gegnerische Torwart angeschossen. Den Fans war’s aber egal. Über das gesamte dritte Drittel feuerten sie ihre Mannschaft fröhlich an und kurz vor Schluss sangen sie sogar ohne eine Spur von Sarkasmus: »Hurra, wir haben den ersten Punkt!«

Nach dem Treffer zur Niederlage leerte sich das Stadion zwar beängstigend schnell, aber nicht, bevor der Mannschaft ein aufmunternder Applaus geschenkt wurde. Das hatte auch Coach Prior bemerkt, so dass sein einziges Lob nach dem Spiel den Anhängern galt. Für die Leistung seiner Mannschaft hatte er im Wesentlichen nur ein ratloses Gesicht übrig. Und Durchhalteparolen: »Wir können mehr! Das war nicht die Leistung, die wir bringen können.« Ob der gewonnene Punkt jetzt die Wende sein könnte?

»Vielleicht.« Und dann noch mal: »Vielleicht.« Wobei Prior noch nicht die Hoffnung aufgegeben hat: »Heute waren die Gleichen auf dem Eis, die vor drei Wochen fünf Tore gegen Köln geschossen haben. Die haben ja nicht alles verlernt. Wir brauchen Selbstvertrauen, das ist alles!« Das können sie sich am nächsten Wochenende holen. Mit Wolfsburg und Bietigheim sind zwei Aufstiegsaspiranten Gegner.

Artikel vom 06.10.2005
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