Vhs kämpft mit knappem Haushalt und ahnt Schlimmes

Garching · Italienisch für Sparwütige

Garching · Zum Aufatmen mischte sich das Stirnrunzeln bei vhs-Leiter Herbert Becke, als er das neue Programm für das Herbst-/Wintersemester der Vhs-München Nord, der Öffentlichkeit vorstellte. »Wir haben trotz Einsparungen keine finanziellen Einbrüche gehabt und auch die Teilnehmerzahlen sind stabil geblieben«, lautete die gute Nachricht mit Blick auf die Bilanz 2004.

Die Kürzung der staatlichen Fördermittel von 15.000 Euro habe die Kommune abgefedert, »aber eine Erhöhung für 2005/2006 ist ausgeschlossen.« Der Haushalt sei alles andere als flexibel, so Becke. Da heißt es knapp kalkulieren – doch die Vhs habe vorgesorgt. Gerade der komfortable Internetauftritt trage langsam immer mehr Früchte. »Rund 25 Prozent aller Kursanmeldungen werden inzwischen über das Internet abgewickelt.« Tendenz steigend – schließlich schafft sich die Vhs mit den zahlreichen EDV- und Internet-Kursen die »Kundschaft« quasi selber. Dies, so Becke weiter, spare am bisher recht zeitaufwändigen persönlichen Anmelde- und Informationsservice. Den gebe es zwar weiter, wie bisher, jedoch entlaste der Internetauftritt die Verwaltungskosten merklich.

Trotzdem: »Anschaffungen müssen gestreckt werden und die Honorare für die Referenten und Dozenten werden eingefroren bleiben«, berichtet Becke von weiteren Zwängen angesichts knapper Kassen bei den Förderern. Sogar eine »heilige Kuh« steht zur Debatte: Die Kursgebühren. »Auch da wird es moderate Anpassungen geben.« Unter streng marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten lautet hier der Grundsatz: Die Nachfrage macht den Preis. So werden die vollen Kurse in der Gebühr laut Becke »leicht angehoben werden«.

Dies dürfte dann wohl auch für bestimmte Sprachkurse gelten. Denn dieser Bildungszweig ist derzeit noch das Hauptangebot der vhs mit 279 Kursveranstaltungen, vor Gesundheit/Ernährung mit 272 Angeboten und Zeichnen/Malen/Tanz, mit 205. Doch auch hier schwebe ein Damokles-Schwert bedrohlich über dem Budget, ahnt Becke. Für 2006 sei eine Novellierung des Erwachsenenbildungsgesetzes geplant und es gebe bereits »kuriose Diskussionen im Vorfeld«. »Es gibt offenbar Meinungen, Sprachbildung nicht mehr mit staatlichen Mitteln zu fördern, weil die Gemeinnützigkeit in Frage steht«, erklärte Becke auf Nachfrage. Dass dieser Ansatz in die völlig falsche Richtung ziele, belegten nicht nur die Anmeldezahlen. »Wenn jemand eine Fremdsprache lernt, die ihn etwa im Berufsleben besser qualifiziert, kann man es doch nicht verbieten, dass dieser Schüler sein Wissen auch privat einsetzt.« Italienisch sei eben längst nicht mehr nur Urlaubern vorbehalten.

Mit solchen Diskussionen kratzt die Staatregierung nicht nur am Finanzsäckel der Vhs, sondern könnte auch einen irreperablen Image-Schaden provozieren. Denn nach Ansicht Beckes und der Fachbereichsleiter sei gerade die Vielfalt des Vhs-Angebots ein Hauptanreiz für die vielen Teilnehmer, mit zu machen und Beiträge zu zahlen. »Wir sind nicht mehr nur eine Bildungseinrichtung, sondern achten gezielt darauf, alle Facetten und Freizeitaspekte der Region mit ins Programm einzubinden«, so Becke. Bisher habe daran noch nicht gespart werden müssen. Gerald Feind

Artikel vom 21.09.2005
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