Berg gewinnt zum dritten Mal – bundespolitisches Aus für Singhammer?

München Nord · Erdrutsch im Wahlkreis

Lässt sich feiern: Dr. Axel Berg holt zum dritten Mal in Folge das Direktmandat für den Münchner Norden. Brigitte Meier (Wahlkreis München-Süd) (l.) und Stephanie Jung (West) verpassten den Einzug in den Bundestag.	 Foto: gf

Lässt sich feiern: Dr. Axel Berg holt zum dritten Mal in Folge das Direktmandat für den Münchner Norden. Brigitte Meier (Wahlkreis München-Süd) (l.) und Stephanie Jung (West) verpassten den Einzug in den Bundestag. Foto: gf

München Nord · Ein unerwartetes Bild bot sich auf der SPD-Wahlparty im Georg von Vollmer-Haus am vergangenen Wahl-Sonntag, 18. September. Als um 18 Uhr die ersten Hochrechnungen über die Bildschirme flimmerten brach Jubel aus – Startschuss für eine Party-Stimmung, wie sie bei deutlicheren Ergebnissen in der Vergangenheit euphorischer noch nicht war.

Um 21 Uhr schließlich steht fest: Die Münchner Sensation ist zum dritten Mal in Folge gelungen. Dr. Axel Berg holt ein weiteres Mal das Direktmandat für den Münchner Norden, ein weiteres Mal als einziger SPD-Kandidat in Bayern, ein weiteres Mal bleibt Kontrahent Johannes Singhammer (CSU) zurück. Mit einem deutlichen Vorsprung von 3.000 Stimmen und rund drei Prozentpunkten sichert sich Berg 2005 den Einzug in den Bundestag.

Für Singhammer indes fällt die Niederlage gleich doppelt bitter aus. Das Direktmandat verpasst, reichte es auch nicht, um von Listenplatz sieben aus in den Bundestag einzuziehen. Die hohen Verluste der CSU, die erstmals seit 1998 weniger als 50 Prozent der Stimmen erhielt, kosteten wertvolle Sitze im Bundestag. Da half selbst der gute Listenplatz nicht; nach Edmund Stoiber und Günther Beckstein wäre Singhammer der dritte Listenkandidat gewesen – die anderen vier holten das Direktmandat. Seinen Bundestagssitz könnte Singhammer also nur bei einem Rückzug Stoibers oder Becksteins zurück erhalten, oder wenn ein anderer Mandatsträger seinen Stuhl freiräumt.

Den »Hattrick« bewertet Berg gegenüber der Münchener Nord-Rundschau indes als »ein Dankeschön für meine Arbeit«. Der Wahlausgang sei ein Zeichen dafür, »dass den Menschen die erneuerbaren Energien immer wichtiger werden«. Gerade die jüngsten Umweltkatastrophen, etwa der Hurrikan »Katrina«, die immer höheren Energiekosten, allen voran der Öl-Preis, und der von der CDU/CSU angekündigte Rücktritt vom Atomausstieg seien für viele ein Grund gewesen, den Energiepolitiker Berg im Bundestag vertreten zu wissen.

Dort angekommen wartet jetzt aber zunächst eine schwierige Aufgabe: »Wir müssen schauen, dass wir eine gute Koalition hinkriegen«, ahnt Berg. Und stimmt damit ein in den Tenor einer Münchner SPD, die sich – zumindest am Wahlabend – siegesgewiss trotz Stimmenverlusten als Regierungsfraktion im Bundestag wähnt.

Allein die bequeme Mehrheit Rot/Grün wird es nicht geben. Und eine rot-rot-grüne Koalition zwischen SPD, Linkspartei und Grüne hält auch Berg für ausgeschlossen. »Dafür müssten sich schon die Oberindianer zusammenraufen«, mischt sich ein Stirnrunzeln zum Siegerlächeln. »Da bin ich als ›kleiner‹ Abgeordneter außen vor.« Ein Schulterschluss der SPD-Spitze mit dem abtrünnigen Linksflügel unter Oskar Lafontaine (»Der wird doch als Fahnenflüchtling gesehen«) sei unwahrscheinlich. »Viel wichtiger ist, dass die Agenda 2010 weitergeht – und das geht eben nur ohne Linkspartei«, spricht sich Berg klar gegen rot-rot-grün aus; und sein Wort dürfte angesichts eines neuerlichen Erfolgs als einziger Direktkandidat der SPD in Bayern inzwischen mehr wiegen, als der selbsternannte »Kleine« zugibt. Gerald Feind

Artikel vom 20.09.2005
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