Der EHC schickt Köln mit 5:2 Toren nach Hause

Die Haie sind versenkt

Die Abwehr der blaugewandeten Münchner wackelte zwar, sobald Köln stürmte. Aber den Sieg ließ sich der EHC nicht nehmen. 	Foto: Exler

Die Abwehr der blaugewandeten Münchner wackelte zwar, sobald Köln stürmte. Aber den Sieg ließ sich der EHC nicht nehmen. Foto: Exler

Der im feinen, grauen Zwirn gekleidete Herr hat einen hochroten Kopf und schimpft. Er brüllt etwas wie »Die können's nicht!«, »da können wir zehn Minuten Überzahl spielen und die würden kein Tor machen« und »Scheiße ist das!«. Es ist die zweite Drittelpause im Erstrundenpokalspiel des EHC München gegen die Kölner Haie, als sich diese Szene vor dem Olympia-Eisstadion abspielt.

Der Mann mit dem roten Kopf ist Hans Zach, ehemaliger Nationaltrainer und mehrfacher DEL-Meistermacher, auch genannt der »Alpen-Vulkan". Zu diesem Zeitpunkt führt der Außenseiter und Zweitligist aus München völlig verdient mit 3:1 gegen die Kölner, die als Meisterschaftsfavorit in der obersten deutschen Eishockey-Lioga DEL gelten. Zach mag da vielleicht schon geahnt haben, dass es an diesem Nachmittag nicht reichen würde, für seine Mannschaft. Und tatsächlich ist rund eine halbe Stunde später die Sensation geschafft: Mit 5:2 Toren fegen die glänzend aufgelegten Münchner Eishockey-Spieler die Kölner aus der Halle, zum ersten Mal in der jungen Vereinsgeschichte stehen sie in der zweiten DEB-Pokalrunde. Und das »völlig verdient«, wie selbst Zach nach dem Spiel, mittlerweile wieder beruhigt, zugeben musste. Dass dieser 11. September 2005 den Münchner Fans noch länger in Erinnerung bleiben würde, zeichnete sich schon in der vierten Spielminute ab. Der kanadische Neuzugang Kris Goodjohn brachte den EHC mit einem sauberen Abstaubertor in Führung. Und auch in den nächsten Minuten war ein Klassenunterschied zwischen dem frischgebackenen Bundesligisten EHC München und dem etablierten DEL-Topverein Köln nicht zu erkennen. Mitte des ersten Drittels überstand der EHC sogar fast eine Minute lang zu dritt den Sturmlauf von fünf Kölnern. Erst in der 16. Minute konnten die zu diesem Zeitpunkt recht hilflos wirkenden Kölner ausgleichen. Im zweiten Drittel dann ein ähnliches Bild: München kämpfte aufopferungsvoll um jeden Puck, wehrte sich gegen die nun vehementer werdenden Kölner Angriffsbemühungen und spielte vor allem auch munter nach vorne. Der Lohn: zwei Tore, die die Halle zum Beben brachten. Erst traf Dan Carlson nach schönem Solo zum 2:1, dann konnte wiederum Kris Goodjohn auf Vorlage von John Sicinski und Mike Burman zum 3:1 einnetzen. Die rund 2200 Zuschauer in der Halle waren da schon längst aus dem Häuschen und sangen selig vom Pokalfinale 2006. Als sich dann am Ende des zweiten Drittels wiederum nur drei Münchner gegen fünf Kölner abmühen mussten und der hervorragend aufgelegte Leonhard Wild im Münchner Tor jeden Puck unter seinen Armen verbarg, skandierten sie glücklich und gleichzeitig hämisch in Richtung Hans Zach: »Siehst du Hansi, so wird das gemacht!« Erst im Schlussdrittel zeigten die Kölner zwischenzeitlich, was in ihnen steckt. Nach dem frühen 2:3-Anschlusstreffer wurden Wild die Pucks im Sekundentakt um die Ohren geschlagen. Jetzt zeigte auch das immer müder werdende Münchner Team seine Schwächen: Der EHC München ist nämlich seit jeher eine Mannschaft, die ihr Heil in der Offensive sucht. Wenn sie sich hinten festmauern muss, wird die Abwehr oft unsicher. So war es auch am Sonntag: Sobald die Kölner ernsthaft vehement stürmten, wackelte die Abwehr und musste auf den Schlussmann hoffen. Und auf die frenetischen Fans, die bei jedem Kölner Spielzug das Pfeifen und bei jedem Münchner Puckgewinn das Jubeln anfingen. Das große Zittern beendete dann aber Mike Burman mit einem fast schon genialen Schlagschuss aus dem Handgelenk in der 66. Minute. Und als Schorschie Kink eine halbe Minute vor Schluss einen Konter erfolgreich zum 5:2-Endstand abschließen konnte, wurde im Stadion eine Geräuschkulisse entfacht, die durchaus mit jener in der Allianz Arena vergleichbar ist. Nur, dass in Fröttmaning rund 30 Mal so viele Fans sind. Und als zehn Minuten nach der Schlusssirene Stadionsprecher Stefan Schneider den soeben gezogenen Gegner für die zweite Runde verkündete, brandete der Jubel nochmals auf. Gloria, die Tochter von EHC-Präsident Jürgen Bochanski, hatte den Münchnern soeben das absolute Traumlos gezogen: Am 25. Oktober spielt der EHC München zu Hause gegen die Hamburg Freezers! Gegen eben jenen Verein, der früher Munich Barons hieß und wegen dem Eishockey in München vor einigen Jahren wieder ganz unten anfangen musste. Jetzt haben es die EHC-Spieler in der Hand, den Beweis anzutreten, dass Geld keine Tore schießt, sondern das Herz gewinnt. Filippo Cataldo

Artikel vom 13.09.2005
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