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Die Senioren von St. Michael surfen seit kurzem auf ganz speziellen Computern
Berg am Laim · Ein Pinguin im Altenheim
Surfen, Mailen, Chatten: Die Bewohner im Altenheim St. Michael haben mit »Pinguin« den Anschluss an die E-Mail-Generation locker geschafft. Foto: cau
Berg am Laim · Eine Maus hat er nicht – dafür einen Namen: »Pinguin«. Pinguin ist ergonomisch geformt, was ihn tierisch aussehen lässt, er hat eine extra große Tastatur, einen Touchscreen – und ist zurzeit der Renner im Alten- und Pflegeheim St. Michael in Berg am Laim.
Wer bisher dachte, ältere Leute hätten mit Technik nichts am Hut, der wird seit einigen Monaten im Heim der Barmherzigen Schwestern eines besseren belehrt: Ein speziell für die Bedürfnisse von Senioren entwickelter Computer lässt die Bewohner des Heimes im Internet surfen oder ihr Gedächtnis trainieren – ohne schwer zu bedienender Maus, dafür mit großer Tastatur und einfachem Menü. »Pinguin« gilt in München als der erste Computer seiner Art.
»So schwierig ist das alles ja gar nicht«, meint Schwester Gelasia, tippt auf den Bildschirm – und schon ist die E-Mail an das Partnerhaus in Unterhaching abgeschickt. Und schwupps – schon ist ein digitales Foto nachgesendet, schließlich wollen die »Kolleginnen« in Unterhaching auch wissen, wer hinter der elektronischen Post steckt. Der Favorit von Schwester Borromäa sind dagegen die Suchmaschinen: »Was man da nicht alles finden kann!« Die beiden Damen kommen täglich am Computer vorbei, schreiben E-Mails oder holen sich die neuesten Infos zum Weltjugendtag – mit ihren 75 und 81 Jahren sind sie damit besser informiert als mancher jugendliche Internet-Spezialist.
Berührungsängste mit der neuen Technik scheinen ihnen und den anderen Bewohnern des Heimes fremd zu sein – die Neugier hat von Anfang an gesiegt. Ein wenig erstaunt sind auch die beiden Beschäftigungstherapeutinnen Sandra Altmann und Monika Reichl-Kraft über den Erfolg des »Pinguins«. Es hätte von Anfang an keine Abneigung gegen ihn gegeben, erklären sie, die Bewohner würden sehr eifrig »surfen, mailen und chatten«. Zu Beginn hatten die beiden Therapeutinnen den Bewohnern den Computer in Zweiergruppen erklärt, ihn anschließend aber nicht fest in den Therapieplan eingebaut.
Die Bewohner können somit selbstständig im Aufenthaltsraum arbeiten und sich gegenseitig weiterhelfen. Neben dem Training der geistigen Fitness, spiele auch der soziale Faktor eine wichtige Rolle: Die Senioren machen mittlerweile auch Gesellschaftsspiele auf dem Computer. Die Idee für das Pinguin-Experiment hatte die Ordensleitung. Die Computer sind mit speziell auf den vermeintlichen Geschmack von Senioren zugeschnittenen Programmen ausgestattet. So gibt es einen Button mit den »Guten Nachrichten des Tages« oder »Tanzmusik aus den 30er Jahren«. Die stößt bei den Damen jedoch eher auf Ablehnung, denn da ist »überhaupt nichts Bekanntes dabei!«, wie Schwester Borromäa klagt.
Aber dagegen kann ja schnell Abhilfe geschaffen werden, schließlich ist so eine Beschwerde-E-Mail an die Computer-Administration schnell geschrieben! Christine Auerbach
Artikel vom 13.09.2005Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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