Der Tag des offenen Denkmals diesen Sonntag, 11. September

Haidhausen/Berg am Laim · Geschichte zum Anfassen

Tag des offenen Denkmals in Berg am Laim: im Handwerkshäusl – und wer sich traut, kann die  Deckenfresken in St. Michael aus nächster Nähe besichtigen (der Herr im roten Umhang soll das Gesicht von J. B. Zimmermann zeigen). Fotos: pa

Tag des offenen Denkmals in Berg am Laim: im Handwerkshäusl – und wer sich traut, kann die Deckenfresken in St. Michael aus nächster Nähe besichtigen (der Herr im roten Umhang soll das Gesicht von J. B. Zimmermann zeigen). Fotos: pa

Haidhausen/Berg am Laim · Wenn jedes Jahr am zweiten Sonntag im September historische Bauten und Stätten, die sonst gar nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen öffnen, dann sind Millionen von Architektur- und Geschichtsliebhabern zu Streifzügen in die Vergangenheit eingeladen. »Geschichte zum Anfassen«, das bietet der Denkmaltag am kommenden Sonntag, 11. September, auch im Stadtteil.

Bei dem bundesweit von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordinierten Kulturereignis werden deutschlandweit 7.000 historische Bauten, Parks und archäologische Ausgrabungen in mehr als 2.500 Städten und Gemeinden geöffnet. In Bayern sind es 650 Objekte. »Krieg und Frieden« lautet das bundesweite Schwerpunktthema dieses Jahr, um das sich auch einige, aber nicht alle, Führungen und Einblicke im Münchner Osten drehen.

Von den mittelalterlichen kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Gasteig, dem Krieg 1870/71 und dem Bau des Franzosenviertels, den beiden Weltkriegen und dem Einmarsch der Amerikaner im Mai 1945 handelt die zweistündige Führung vom Leiter des Haidhausen Museums, Hermann Wilhelm. Los geht der zweistündige Stadtviertelspaziergang um 14 Uhr am Museum, Kirchenstraße 24.

In Berg am Laim stehen die Restaurierungsarbeiten der Michaels-Kirche, Johann-Michael-Fischer-Platz 2, im Mittelpunkt, geöffnet von 14 bis 17 Uhr. An dem Sakralbau von 1739, der in keiner einschlägigen Überblicksliteratur zur europäischen Kunstgeschichte fehlt, nagt der Zahn der Zeit. Dachbalken waren verfault, Gewölbeteile locker, in den Fresken waren Risse mit bloßem Auge zu erkennen, ein Schimmelpilz droht das Deckenfresko zu zerstören. Das stammt von Johann Baptist Zimmermann, gefragtester Freskomaler und Stukkateur seiner Zeit, der mit seinem Bruder auch die Fresken des Weltkulturerbes Wieskirche gestaltet hat.

Der Innenraum des spätbarocken Meisterwerkes von Baumeister Johann Michael Fischer ist zwar eingerüstet, aber am Sonntag können die Deckenfresken ganz aus der Nähe besichtigt werden – von denen, die sich aufs Gerüst trauen. Zudem gibt es eine Einführung in die historische Bedeutung der Kirche. Führungen sind um 14, 15 und 16 Uhr.

Danach sollte man einen Blick in das letzte stehende Berg am Laimer Handwerkerhäusl von 1800, Josephsburgstraße 29, werfen, geöffnet von 14 bis 17 Uhr. Das denkmalgeschützte Gebäude wird seit Anfang des Jahres von Privatleuten renoviert. Die neuen Besitzer (übrigens Denkmalpfleger) werden nach Bedarf zur Geschichte und zur Renovierung Auskunft geben.

Danach sollte man zur Entspannung beim großen Straßenfest des Berg am Laimer Bürgerkreises vorbeischauen, das ab 11 Uhr auf der Baumkirchnerstraße stattfindet. Hier präsentieren sich Vereine und Institutionen. Daneben ist auch ein Kinderfest. Unter einem großen Zelt lässt sich plaudern, im Pfarrheim lädt ein Cafe zur Einkehr, Live-Musik umrahmt das Fest. Michaela Schmid 

Baumeister Johann Michael Fischer, der als bester und fruchtbarster Kirchenarchitekt in der Blütezeit des Rokokos in Altbayern gilt und zu den Hauptmeistern des deutschen Spätbarocks zählt, ging bei der Statik der Berg am Laimer Michaelskirche bis an die Grenzen des technisch möglichen: das Deckengewölbe im Zentralraum ist mit seinen 19 Metern Durchmesser das größte Freitragende in Süddeutschland. Durch die Verschiebungen des Dachstuhls sind große Teile des Gewölbeputzes locker, stellenweise die Deckenfresken von einem Schimmelpilz befallen. Die Renovierungsarbeiten an den Deckenfresken und der Raumschale in der Berg am Laimer Michaelskirche schreiten jedenfalls gut voran, so das Pfarramt. Beginnend im Altarraum wurde der gesamte Staub von der Raumschale entfernt, die Fresken nass gereinigt, damit die Experten die einzelnen Farben aufeinander abstimmen können.

Die Arbeit ist schwierig, da die originalen Farbreste sich im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Stattliche 6,8 Millionen Euro sind für die Renovierung des Innenraums und der Westfassade veranschlagt, der Hauptteil des Betrags kommt von der Erzdiözese. 680.000 Euro aber davon muss die Gemeinde selbst zahlen, die sie teilweise aus Rücklagen beisteuert. Aber ganz ohne private Spenden geht es nicht.

Die Bereitschaft dazu hat bisher jedenfalls alle Erwartungen übertroffen: viele Einzelpersonen, aber auch Berg am Laimer Gruppierungen haben bereits 160.000 Euro zugesagt und zu einem großen Teil auch überwiesen. Doch Paten für das Renovierungsprojekt sind weiter dringend gefragt.

Infos gibt es in der Kirche oder im Pfarramt unter Tel. 4 36 89 63. Michaela Schmid

Artikel vom 06.09.2005
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