Der EHC München vor seiner ersten Bundesliga-Saison

Die Helden der Eisfläche

Neue Saison, neue Liga, neue Spieler: Fast möchte man meinen, beim EHC wird alles anders. Das starke Torwartteam und der erfolgreiche Sturm der letzten Saison sollen dafür sorgen, dass die Erfolge nicht abreißen. Foto: EHC

Neue Saison, neue Liga, neue Spieler: Fast möchte man meinen, beim EHC wird alles anders. Das starke Torwartteam und der erfolgreiche Sturm der letzten Saison sollen dafür sorgen, dass die Erfolge nicht abreißen. Foto: EHC

Eine Woche noch, dann wird es ernst für die Eishockey-Spieler des EHC München. In den letzten Testspielen gegen die Bundesliga-Spitzenclubs Bietigheim und Straubing konnte der EHC bereits überzeugen. Beide Gegner wurden klar besiegt, der letztjährige Bundesliga-Finalist Straubing musste sogar mit einer 0:7-Packung die Heimreise nach Niederbayern antreten.

Trotzdem: Für Euphorie ist es noch zu früh, „wir spielen gegen den Abstieg“, betonen sowohl Manager Christian Winkler als auch Trainer Gary Prior immer wieder. Doch bevor am 16. September die Bundesliga-Saison mit dem Heimspiel gegen Regensburg beginnt, kommt es am Sonntag, den 11. September, ab 15 Uhr zum Pokalschlager gegen die Kölner Haie. Davor aber wartet auf die Mannschaft eine Woche voller Training, Testspielen, Training und noch mal Training.

Das Samstagsblatt und die Münchner Wochenanzeiger werden natürlich auch in dieser Saison wieder jede Woche im Olympia-Eisstadion sein und von den Geschehnissen rund um das Münchner Team berichten. Doch bevor die Saison losgeht, möchten wir Ihnen das neue Münchner Bundesligateam und die Liga vorstellen.

Die Trainer Chefcoach Gary Prior kam erst zum Ende der letzten Saison zum EHC. Der frühere Profi und DEL-Trainer (unter anderem in Augsburg) übernahm das Team nach der Entlassung von Schorsch Kink. Prior war im letzten Jahr Interimstrainer und Mitglied einer Troika zusammen mit EHC-Manager Christian Winkler und Beirat Harry Birk. Nach einigem Zögern und mit dem Segen seiner Frau, hat Prior seinen Vertrag bei den Münchnern verlängert und ist nun alleiniger Chefcoach. Der ehemalige Torwart Christian Winkler unterstützt ihn aber – neben seiner Hauptaufgabe als Manager – weiterhin als Torwarttrainer. Und Harry Birk, der regelmäßig für „Premiere" Eishockey-Spiele kommentiert, ist wieder Beirat und dabei vor allem für Spielerkäufe aus dem Ausland zuständig.

Die Liga Erstmals in dieser Spielzeit heißen die Gegner des EHC München nicht mehr Klostersee oder Hügelsheim, sondern Regensburg, Straubing, Bietigheim, Wolfsburg oder Landshut. Doch nicht nur die Namen der Gegner sind klingender, auch die Liga insgesamt ist attraktiv: Die 14 Vereine spielen in einer Doppelrunde (jede Mannschaft spielt also vier Mal gegeneinander) die Platzierungen für Play-Offs und Play-Downs aus. Die ersten Acht spielen dann um den Aufstieg in die DEL, die übrigen müssen versuchen, nicht zu den zwei letzten Vereinen zu gehören. Das würde nämlich den Abstieg bedeuten. Übrigens scheint es so, als ob nach dieser Saison der sportliche Aufstieg in die höchste Liga abgeschafft werden soll. Das würde dann bedeuten, dass die Bundesliga die oberste Liga wäre, in der der EHC München spielen könnte. Denn dass man sich in München, wie in der Vergangenheit geschehen, erneut einen DEL-Platz erkaufen wird, ist doch eher unwahrscheinlich. Zu negativ war das Ergebnis das letzte Mal, als nach nur drei Jahren das DEL-Team München Barons nach Hamburg verkauft wurde. Der EHC München wird in diesem Jahr von den meisten Experten als ziemlich stark eingestuft. Mit etwas Glück könnte man die Rolle von Essen und Bremerhaven aus dem letzten Jahr übernehmen, die als Aufsteiger die Play-Offs erreichen konnten.

Die Mannschaft Christian Winkler hat in der Sommerpause das Gesicht der Mannschaft doch sehr verändert. Immerhin 14 Aufstiegshelden haben oder mussten den Verein verlassen, 13 neue Spieler wurden bislang geholt. Im Team befinden sich aber noch immerhin fünf Spieler, die vor drei Jahren noch mit dem EHC in der Bayernliga gespielt haben. Diese doppelten Aufstiegshelden um Goalie Joey Vollmer und Kapitän Fabian von Schilcher sind natürlich absolute Fanlieblinge. Und das Beste: Kaum einer zweifelt an ihrer Bundesligatauglichkeit!

Die Torhüter Joey Vollmer, der etatmäßige Torhüter der vergangenen Jahre, hat sich endlich von einer lästigen Bänderverletzung, die er sich bei der Inline-Hockey-WM im Sommer zugezogen hatte, erholt. In den Testspielen gegen Rosenheim und Straubing hat er bereits gezeigt, dass er nichts von seiner Klasse verloren hat. Der Hexer im Tor und absolute Publikumsliebling, der nach jedem Sieg für die Fans auf dem Eis tanzt, hat allerdings mit Leonhard Wild, der aus Essen kam, in diesem Jahr starke Konkurrenz bekommen. Beide eint, dass sie noch recht jung sind und dennoch schon Pokalsieger wurden. Als dritten Goalie steht den Münchnern Andreas Nick vom Kooperationspartner aus der DEL und letztjährigem Pokalsieger Ingolstadt zur Verfügung. Tendenz: Wild und Vollmer werden sich im Tor des EHC abwechseln. Denn egal, wer von den beiden spielt: Die beiden könnten zum stärksten Torhüterteam der Liga werden!

Die Abwehr Mit sieben Spielern ist die Abwehr etwas dünn besetzt, zudem sind nur noch zwei aus dem letzten Jahr dabei. Schon vergangenes Jahr war die Abwehr oft die Schwachstelle des EHC, das wird sich auch in diesem Jahr wohl nicht ändern. Auch, wenn dem Kanadier und letztjährigem Kopf der Mannschaft, Mike Burman, mit Rich Bronilla ein ebenso schussgewaltiger wie erfahrener Verteidiger zur Seite gestellt wurde und außer EHC-Urgestein Manuel Hiemer und Jungstar Ferdinand Zink alle anderen Verteidiger sehr viel Bundesliga-Erfahrung besitzen. Zum Problem könnte werden, dass die EHC-Verteidiger auch in der Offensive sehr stark sind und vor allem Burman, Bronilla und Markus Eberl gerne mitstürmen. So sind sie zwar für einige Tore und Assists gut, doch der EHC wird dadurch auch anfällig für gegnerische Konter. Doch wenn die Abwehr richtig zusammen findet und sich auch die Stürmer nicht zu schade dafür sind, nach hinten zu arbeiten, könnte sie zur sicheren Bank werden. Außerdem stehen ja hervorragende Torhüter hinter ihnen! Im Testspiel gegen Straubing hat diese Strategie übrigens schon wunderbar geklappt: Mike Burman und Rich Bronilla konnten ihr Team immer wieder nach vorne antreiben, und immer, wenn sie nach vorne gestürmt sind, hat sich ein Stürmer etwas nach hinten orientiert.

Der Sturm Im vergangenen Jahr war dieser Mannschaftsteil sehr ausgeglichen besetzt. Es fehlte allerdings ein richtiger Knipser, der aus keiner Chance ein Tor macht. Mit den Amerikanern T.J. Guidarelli (kam aus Riessersee), Dan Carlson (wurde Torschützenkönig in der höchsten englischen Liga) und den Kanadiern John Sicinski (aus Stuttgart) und Kris Goodjohn (aus Kanada) stehen jetzt sogar vier solcher potenzieller Torschützenkönige beim EHC unter Vertrag! Verstärkt wird der Sturm durch die Aufstiegshelden und Publikumslieblinge Schorschie Kink, Fabian von Schilcher, Mario Jann, Alexander Leinsle, EHC-Urgestein Basti Schwele und den beiden Talenten Patrick Vogl und Andreas Attenberger. Aus Bad Tölz kam außerdem noch Florian, „Floppo“ Zeller. Im Probetraining befindet sich derzeit noch der Garmischer Christian „Butzi“ Mayr. Dieser hat in den bisherigen Testspielen zwei Mal getroffen und bislang auch sonst überzeugt. Schorschie Kink kam übrigens nicht nur mit einer neuen Frisur aus der Sommerpause zurück – die Engelsfrisur ist ab – , sondern hat auch körperlich einiges zugelegt. Genauso fleißig im Kraftraum war Andreas Attenberger. Auffällig ist, dass die meisten EHC-Stürmer recht klein gewachsen, aber kräftig und dennoch sehr schnell und wuselflink sind. Nur Patrick Vogl und Fabian von Schilcher sind deutlich größer als 1,80 Meter. Coach Gary Prior wird bei diesem Sturm keine Probleme haben, vier gute Reihen zu bilden. Unser Tipp: Dan Carlson könnte die Überraschung der Saison werden und die meisten Tore schießen. Konkurrenz könnte er, wenn er sich schnell an die größere Eisfläche in Deutschland gewöhnt, von Kris Goodjohn bekommen. Dieser ist genau wie Floppo Zeller ein Kämpfer vor dem Herrn und steht noch dazu sehr oft instinktiv an der richtigen Stelle. Von den deutschen Spielern wird wahrscheinlich Schorschie Kink den größten Schritt nach vorne machen. Wenn er so weiter spielt wie vergangenes Jahr, wäre er sogar ein Kandidat für die deutsche Nationalmannschaft.

Die Fans Nachdem die Anhängerschaft des EHC in der vergangenen Saison immer wieder mit internen Streitigkeiten aufgefallen ist, möchte sie sich heuer als Einheit präsentieren. Deswegen wurde unter anderem ein neues Fanforum „Nordkurve München“ (www.nordkurve-muenchen.de) und der Verein „Der 7. Mann“ gegründet. Die hier organisierten Fans werden während der Saison vor allem die Busfahrten zu Auswärtsspielen organisieren. Zusammen mit der Firma Hopfensberger können die EHC-Fans ihre Mannschaft nun zu recht günstigen Konditionen (nach Essen am 18. September etwa für 31 Euro, nach Straubing am 25. September für neun Euro) in alle Teile der Republik begleiten. Weitere Informationen und ein Formular zur Anmeldung findet man unter www.nordkurve-muenchen.de/bus/busfahrten.php.

Artikel vom 01.09.2005
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