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Mit trickreichen Ideen darf der 36-Jährige den Vorplatz der Ludwigsbrücke verschönern
Zentrum · Bergmann inszeniert eine trügerische Wirklichkeit
Ein Würzburger an der Isar: Der Künstler Bergmann gestaltet den Tunnel der Ludwigsbrücke neu. F: Privat
Zentrum · Der Brückenvorplatz liegt im Dunkeln, kein Licht dringt von der Straßenbeleuchtung herunter. Ein riesiger Baum breitet gespenstisch seine Zweige aus. Wenn man sich nachts auf dem Isar-Radweg der Ludwigsbrücke an der Steinsdorfstraße nähert, kann einem schnell unbehaglich werden.
Am Tage dagegen lädt der Platz regelrecht zum Verweilen ein: »Er bietet einen idyllischen Blick auf die Isar und das Deutsche Museum. Man kann dort dem hektischen Treiben der Stadt entfliehen«, schwärmt der Holzbildhauer Benjamin Bergmann.
Er muss es wissen: Vor kurzem ging er beim Künstler-Wettbewerb mit dem Thema »Freie Kunst im öffentlichen Raum«, den das Projekt »Ortstermine 2005« des Kulturreferats ins Leben gerufen hat, unter 40 Bewerbern als Sieger hervor. Bergmann hatte ein Konzept eingereicht, das beschreibt wie er den Brückenvorplatz mit einer von ihm entworfenen Tunnel-Fassade verschönern könnte. Kaum ein Tag verging seither, an dem sich der 36-jährige Künstler aus Würzburg nicht auf dem Areal aufgehalten und die Brücke unter die Lupe genommen hätte.
Am 15. September ist er endgültig fertig mit seinem Werk: Zwei Torbögen, die eine Tunnelfassade imitieren, werden dann dauerhaft angebracht. Sie sollen den Ort durch eine spezielle Beleuchtung auch in der Nacht attraktiv machen. »Dabei handelt es sich um einen Anbau, der zunächst wirkt, als sei er aus rauen Brettern gezimmert«, erläutert Bergmann. Ein Bogen wird den Weg zur Einfahrt in die Tunnelanlage frei geben, während der Ausgang wie ein Tor aussieht.
Durch die Ritzen der »Bretter« dringt Licht. Dadurch entsteht der Eindruck, als sei der Eingang verschlossen, und als befinde sich dahinter ein Raum. Doch der Schein trügt: »Diese Wirklichkeit ist inszeniert«, klärt der Künstler auf. Denn weder ist das Objekt aus Holz, noch ist ein Zimmer hinter dem durchleuchteten Torbogen. In Wirklichkeit sind die 420 Latten aus Aluminium gegossen und nichts als Fassade.
Bergmanns Anliegen ist es nicht, den Betrachter in eine Scheinwelt zu führen und eine Pseudoidylle zu entwerfen. Jener soll vielmehr zum Verweilen angeregt werden, das Ganze bestaunen und dabei doch immer wissen, dass diese Wirklichkeit nur konstruiert ist.
Bergmann liebt es, in seiner Kunst mit provokant inszenierten Gegensatzpaaren zu spielen: »Die Brücke ist fertig und unfertig zugleich, sie ist neu und alt, geschlossen und offen.« Durch diesen »skulpturalen Eingriff« würden beim Betrachter Wohlbehagen und Ernüchterung zugleich hervorgerufen und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischt, wie Bergmann vermutet.
Mit seiner Kunst hat er übrigens bereits viele prominente Auftraggeber gewonnen: die Regierung von Oberbayern etwa, die Städte Leipzig und Köln. Demnächst wird er im Berliner »Palast der Republik« ein Holzkunstwerk installieren. Doch seine Vorliebe gehört München: »Ich lebe gerne hier, die Stadt ist sehr angenehm, ruhig und überschaubar.«
Artikel vom 01.09.2005Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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