Schwabing · Senioren mit Ideen

Schwabing · Fast genau ein Jahr ist es her, dass im Münchenstift-Haus an der Rümannstraße das erste Kunstatelier eines modernen Künstlers in einer Senioreneinrichtung eröffnet wurde. »Herr« dieses Ateliers ist Horacio Diez-Jacob.

Der ursprünglich als Pflegehelfer in der beschützenden Abteilung des Hauses tätige Spanier und in Spanien und Deutschland ausgebildete Bildhauer, Maler und Kunsttherapeut wollte mehr für die Senioren tun. Was lag näher, als sein Wissen an sie weiterzugeben?

So sind sie in der Zwischenzeit alle Künstler geworden, obwohl sie – mit wenigen Ausnahmen – völlige Laien waren. Häufig kommt es vor, dass ein Betrachter der Bilder nicht glauben will, dass der Künstler erst hier im Atelier mit der Malerei begonnen hat. Bald waren die Räume zu eng für all die Staffeleien, Malwerkzeuge, Personen und vor allem das gemeinsam geschaffene Bilderarchiv, zumal jetzt neue Eleven hinzukommen sollen, die in einem anderen Haus bereits mit Ton gearbeitet haben.

Jetzt wird das Atelier um einen weiteren Raum vergrößert, ein Anlass, wieder einmal zu feiern. In einer Ausstellung im Theatersaal präsentieren die, sich in der Mehrheit befindenden, Künstlerinnen und die Künstler ihre jungen Werke. Sie selbst sind zwischen 68 und 92 Jahre alt. Vielschichtig ist das malerische Spektrum der 20 Senioren.

Landschaftliches, Perspektivisches und Gegenständliches wird figurativ, naiv oder abstrakt dargestellt. Dabei hatte Diez-Jacob gerade bei dieser Technik Bedenken, dass sie von Älteren als »Kleckserei« abgelehnt würde. Für die Bilder dienen längst nicht mehr nur Werke bekannter Künstler als Vorlage.

Auch sind es nicht nur Erinnerungen an jüngere Tage, die in den ausgestellten Bildern – wie der Aufenthalt einer Dame in der Provence – zu sehen sind. Dafür ist der Ideenreichtum viel zu groß, der sich in den Gesprächen und gemeinsamen Arbeiten im Kunstatelier entwickelt.

Artikel vom 25.08.2005
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