Verein für Soziale Aufgaben Moosach zeigt, dass es auch anders geht

Moosach · Soziales gegen Bares?

Sozial ist, für alle da zu sein. In Moosach ist der Verein für Soziale Aufgaben unter Geschäftsführer Michael Assauer (kl. Bild) für die Menschen da.Fotos: Verein, cr

Sozial ist, für alle da zu sein. In Moosach ist der Verein für Soziale Aufgaben unter Geschäftsführer Michael Assauer (kl. Bild) für die Menschen da.Fotos: Verein, cr

Moosach · »Die Konstellation ist in Moosach heute ähnlich wie damals«, urteilt Michael Assauer. Entsprechend hat der Verein für Soziale Aufgaben in Moosach, dessen Geschäftsführer Assauer ist, ein großes Betätigungsfeld wie damals – vor 40 Jahren, als der Verein aus der evangelischen Kirchengemeinde heraus gegründet wurde.

Zugleich erfolgte der Anschluss an den Landesverband des Diakonischen Werkes Bayern.

Nach Konfessionen wurde in dem Moosacher Sozialverein nie unterschieden. Eher schon nach Kriterien des Wohlstands. Dabei ist es nicht so, dass der Verein sich die liquide Klientel rauspickt und davon lebt. Im Gegenteil: Der Verein für Soziale Aufgaben in Moosach kümmert sich um Menschen, die sich zum Beispiel die private Absicherung im Alter nicht selbst leisten können. Auch die Jugendarbeit gehört zum Leistungsspektrum des Vereins, der jährlich rund eine Million Euro umsetzt.

Die Ausgaben kann der Verein allerdings nicht selbst tragen. Er ist auf Zuschüsse der Evangelischen Landeskirche Bayern angewiesen. Auch gebe es Zuschüsse von der Landeshauptstadt München, zum Beispiel für die Heilpädagogische Kindertagesstätte in der Heidelerchenstraße, die der Verein trägt. Die würden zurückgefahren, so Assauer. Die Stadt muss sparen. Im Sozialreferat allerdings weiß man auch, dass es fatal ist, am falschen Ende zu sparen: »Private oder kirchliche Initiativen für junge oder ältere Menschen tragen in großem Maße zur Entlastung der öffentlichen Hand bei. Die Stadt könnte auf derartiges bürgerschaftliches, ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich kaum verzichten«, erklärt Referatssprecher Fabian Riedl.

Assauer befürchtet aber noch andere Folgen, wenn es den Verein nicht mehr gäbe: Verwahrlosung. Dass der Verein aus wirtschaftlichen Gründen aufgelöst wird, ist zwar nicht zu befürchten, prinzipiell aber durchaus möglich. Was den Menschen, pflegebedürftigen Senioren, Migranten, Kindern und Jugendlichen, dann entgeht, seien soziale Kontakte. »Was wir brauchen, ist aktive Diakonie«, sagt Assauer, und dazu gehört eben nicht nur Dienst nach Vorschrift (mehr zahlen die Krankenkassen allerdings nicht), sondern auch das Gespräch mit den »Kunden«, den Menschen in Moosach, die Einbindung ins soziale Gefüge des Stadtteils. In diesem Bereich sei Moosach noch abgesicherter als andere Stadtteile Münchens.

Gerade das aber mache Moosach als Lebensmittelpunkt attraktiv für Menschen, die diese Einbindung in anderen Stadtteilen nicht erfahren. Die Gefahr ist – so paradox das klingen mag –, dass Moosach sich zu einem sozialen Brennpunkt entwickelt, weil die Versorgung hier besser ist als anderswo. Die Konsequenz daraus muss die Verbesserung der Situation in anderen Stadtteilen sein. Erzwingen kann man das nicht, doch »der Bedarf steigt enorm«, so Assauer.

Im Juli hat der Verein sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Die Entwicklung der sozialen Systeme in Deutschland, wie sie sich jetzt darstellt, garantiert dem Verein weitere 40 Jahre Arbeit – so lange das Geld dafür übrig ist.

Artikel vom 25.08.2005
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