Bauprojekt Welfenstraße: einer der Entwürfe sorgt im BA für Diskussionen

Au · »Las Vegas in der Au«

Im Stile der Gründerzeit: Entwurf für die Neubebauung zwischen Welfenstraße und Bahngleisen des Architektenbüros Duane Phillips.	 Foto: Bayerische Immobilien Gruppe

Im Stile der Gründerzeit: Entwurf für die Neubebauung zwischen Welfenstraße und Bahngleisen des Architektenbüros Duane Phillips. Foto: Bayerische Immobilien Gruppe

Au · Es wird die letzte große Baustelle nach dem Postgelände: das Areal zwischen Welfenstraße und Bahnlinie in der unteren Au. Vor kurzem hat das Preisgericht drei erste Plätze vergeben: an die Architekturbüros 03 München (die den Wettbewerb »Rund um den Ostbahnhof gewonnen haben), Ackermann und Duane Phillips.

Besonders der Entwurf von Phillips sorgte beim Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5), der dafür gekämpft hat, dass hier Wohnungen entstehen, in dessen letzter Sitzung vor den Ferien, wegen seiner nostalgischen Gestaltung mit Erkern, Toren und Türmen für rege Diskussionen, nachdem Vorsitzende Adelheid Dietz-Will die Vorschläge vorgestellt hatte.

»Das ist nicht nur Rothenburg, das ist Las Vegas«, machte Dietz-Will aus ihrer Abneigung gegen diesen Vorschlag keinen Hehl. Werner Walter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im BA, sah gar »Rapunzel aus den kleinen Türmchen gucken.«

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber Dietz-Will befürchtet, dass mit den aufwändigen Fassaden von Phillips das Ziel nicht erreicht werde, Wohnungen im mittleren Preissegment anzubieten »und nicht nur für Hochverdiener«. Auch die Wettbewerbsjury kritisiert bei Phillips die Kleinteiligkeit der Fassade »für den Standort als zu malerisch« und »nur bedingt wirtschaftlich«. »Durch Einzelstruktur, Kleinteiligkeit und Nutzungsmix sowie Fassadengliederung sehr kostenintensiv«, so das Urteil der Jury, die den anderen Entwürfen dagegen eine »sehr wirtschaftliche« Gestaltung bescheinigt. Die Experten attestieren Phillips Entwurf aber eine »außergewöhnliche Gestaltung« mit der sich der Standort sehr gut vermarkten lasse.

Dieser Ansicht ist auch Dr. Udo Scheffel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Immobilien Gruppe, dessen persönlicher Favorit Phillips’ Entwurf ist: »Ich bin überzeugt, dass genau das den Menschen gefällt, Mietern wie Käufern. Keine gesichtslosen, kalten Fassaden aus Glas und Stahl, sondern Heimeligkeit und Wärme.«

Der Sorge des BA, dass hier Luxusherbergen entstehen, widerspricht Scheffel: »Wir werden für die Wohnungen den der Lage entsprechenden Preis verlangen.« Der Kritik an der Nostalgie-Optik von Phillips entgegnet Scheffel: »Die Gestaltung lehnt sich an die Gründerzeit an, so wie es sie auch in Haidhausen gibt, nicht ans Mittelalter.«

Trotz aller Unterschiede, eines haben die drei Entwürfe für die gut 700.000 Quadratmeter große Gesamtfläche gemeinsam: sie erfüllen alle die Kriterien der Geomantie, wie es im Anforderungsprofil des offiziellen Auslobungstextes gefordert war. Geomantik bedeutet ursprünglich Weissagung aus der Erde (von Griechisch ›gaia‹, Erde, und ›manteia‹, Weissagung) und beansprucht, eine ganzheitliche Form der Naturwissenschaft zu sein, ist aber von ihr nicht anerkannt.

Sie beschäftigt sich damit, »natürliche Energieströme« auf der Erdoberfläche, etwa Wasseradern, auszumachen und in landschaftsgestalterische Maßnahmen einzubeziehen. Ziel ist Gleichgewicht und harmonisches Lebensumfeld. »Es geht darum, die Lebens- und Wohnqualität zu verbessern«, erklärt Scheffel. »Aber das ist kein Dogma, es werden auch Kompromisse eingegangen.«

Ganz den Vorstellungen der Jury entsprach übrigens keiner der drei Entwürfe. Alle Drei müssen die bemängelten Punkte nacharbeiten. Ist dann, Ende des Jahres schätzt Scheffel, die Entscheidung für eine der drei Entwürfe gefallen, hat der BA beim Bebauungsplan noch Möglichkeiten mitzureden. Dann stimmt der Stadtrat ab.

Anfang 2008 könnte Baubeginn, ein Jahr später könnten die ersten Wohnungen bezugsfertig sein. Rund 30 Prozent davon sind Sozialwohnungen. Dazu kommen Flächen für Büros, Einzelhandel, Kindergarten, Grün- und Spielflächen.

Im September plant der BA eine Informationsveranstaltung zu den Planungen für die Bürger. Mit dabei sein sollen laut Dietz-Will auch die Schüler des Maria-Theresia-Gymnasiums, die vor kurzem in einem Workshop des Planungsreferats und des Bauherren ihre Ideen zur neuen Bebauung der Welfenstraße entwickelten.

Eine verkehrsberuhigte Welfenstraße, berichtete Adelheid Dietz-Will, wie noch vor einem Jahr vom Investor vorgesehen und im BA vorgestellt, ist vorerst »vom Tisch«.

Artikel vom 23.08.2005
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