Albrecht Ackerland über Wiesn-Sicherheit

„Da schau her“

In Zeiten grassierender Unsicherheit bin ich sehr, sehr froh: Ich habe Sicherheit! So viel Sicherheit! Mein Mietvertrag läuft noch ein bisserl und es schaut gerade nicht so aus, als ob ich zunehme.

Außerdem ist sicher, dass: der Sommer vorbei ist, unser Ministerpräsident denkt, bevor er seine Stimme bemüht, Peter Gauweiler bald im Verfassungsschutzbericht das Prädikat „linksradikal“ verliehen bekommt, ein Schweinsbraten ein Schweinsbraten bleibt, ein Weißbier ein Weißbier. Und: dass bald Wiesn ist!

Sicher ist, dass dann wieder schlecht eingeschenkt wird, die Stadt halb kollabiert und Fantastilliarden von Gehirnzellen im Alkohol ersaufen werden. Sicher aber ist leider auch, dass sich manche um die Sicherheit auf dem Oktoberfest sorgen. Ich hoffe jetzt schon, dass es nicht zu Trinksprüchen à la „Wia samma? Osama!” kommt. Wird es aber auch nicht, gegen Terroranschläge haben wir hier in München das probateste aller Schutzmaßnahmen: starkes Bier aus Ein-Liter-Krügen.

Was aber tatsächlich besorgniserregend ist: fast schon Wiesnalltag sind Vergewaltigungen, ganz zu schweigen von recht krassen Belästigungen. Zum Glück hat noch keine Dame aus meinem Bekanntenkreis ein solch zerstörendes Schicksal erlitten, begrapscht aber wurde schon jede auf der Wiesn. Nur: wann ist es noch zärtliches Tätscheln einer anziehenden Wiesnbekanntschaft, wann gröbste Belästigung? Fließende Grenzen.

Ich plädiere insgeheim für ein wenig Selbstjustiz – bevor der Klient den meist nicht ganz ungroben Wiesnbeamten zur Verfügung gestellt wird. Es muss ja nicht gleich der traditionelle Masskrughieb sein, aber so eine akute Direktschellen... naja, aufrufen zu... mal lieber nicht.

Eines aber würde ich mir wirklich wünschen: eine friedliche Wiesn für alle. Und wenn schon so viel Polizeipräsenz nötig ist auf unserem kleinen Festl, dann führt das hoffentlich heuer dazu, dass jede Frau und jedes Mädel auch allein und im Dunkeln sicher nach Hause kommt. Auch wenn ich keine allein gehen lassen werde. Sicher ist sicher.

Artikel vom 18.08.2005
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