Hagen Rether kalauert und musiziert sich die Karriereleiter hoch

Vom Tellerwäscher zum Kabarettisten

Früher Pausenclown, heute Preisträger: Kabarettist Hagen Rether. 	Foto: VA

Früher Pausenclown, heute Preisträger: Kabarettist Hagen Rether. Foto: VA

Die Geschichte hört sich fast ein wenig an wie die von dem Tellerwäscher und dem Millionär. Und wie die von Heinz Erhardt. Jahrelang war Erhardt der musikalische Pausenclown für andere Künstler, bevor er selbst die Attraktion wurde.

Sieben Jahre hat auch der Essener Hagen Rether auf Kabarettbühnen prominente und weniger prominente Kollegen am Klavier begleitet – und geschwiegen. Und zugeschaut.

Heute erscheint er immer noch harmlos wie ein Barmusiker auf der Bühne. Setzt sich vor sein Piano. Nimmt sich Zeit. Löffelt erst mal einen halben Liter Joghurt. Schlägt das linke übers rechte Bein. Ratscht ein wenig über Tagespolitik. Der Zuschauer glaubt, er hat das Ganze schon mal gehört. Hört dann aber genauer hin und merkt: Irgendwie sind die Pointen doch schärfer als am Stammtisch, verdreht, raffinierter. Unverschämter. Informierter. Rether schlägt das rechte übers linke Bein. Und klimpert ein wenig. Bach. Dann verhunzt er Popsongs. Und spielt Jazz.

Der Kabarettist aus Essen, Mitte dreißig, zwei Meter lang, wurde quasi über Nacht entdeckt und mit Preisen überhäuft – zum Beispiel erhielt er das Scharfrichterbeil und den Prix Pantheon. Vermutlich, weil es den Kritikern gefällt, dass Rether dem Volk nicht aufs Maul schauen, sondern hauen will, wie er sagt. Hagen Rether nämlich ist am liebsten gemein. Tut seinen Finger dorthin, wo es garantiert schmerzt.

„Liebe“ heißt sein aktuelles Programm, und Rether erklärt darin, „was gut tut und was weh tut“. Meistens tut alles weh. Die Bäuche auch, die des Publikums, denn Rether ist wirklich gnadenlos komisch. Knallt einen passgenauen Satz in den Raum, einen, für den andere halbe Referate halten würden, bis sie dieselbe Pointe produzieren würden. Rether bricht Tabus, aber geschmacksicher. Klimpert, schlägt ein Bein übers andere, und löffelt Joghurt.

Am Samstag, sowie von 25. bis 27. August gastiert er im Münchner Lustspielhaus – jeweils ab 20.00 Uhr, am Donnerstag um 20.30 Uhr. Tickets kosten 20 Euro.

Artikel vom 18.08.2005
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