Beim Frisbee-Spielen sind die Münchner Meister

München · Die Erde ist eine Scheibe

Von der Blechdose zum seriösen Sport: Frisbee hat eine Entwicklung durchgemacht und wird dieser Tage in den Varianten »Ultimate Frisbee« und Frisbee-Golf gespielt. Foto: Archiv

Von der Blechdose zum seriösen Sport: Frisbee hat eine Entwicklung durchgemacht und wird dieser Tage in den Varianten »Ultimate Frisbee« und Frisbee-Golf gespielt. Foto: Archiv

München · Ruhe suchenden Spaziergängern sind Frisbee-Spieler ein Gräuel. Die Aktivisten haben zeitweise nahezu jedes Stückchen Grün in der Stadt beschlagnahmt – sei es in Hirsch- oder Englischem Garten, Olympia- oder Luitpoldpark; sogar auf der Wiese vor der Alten Pinakothek fliegt die Scheibe übers Grün und manch einem um die Ohren.

Dabei wird meist nur die harmlose Variante des Sports gespielt: In der Regel sind Frisbee-Scheiben heute nämlich aus leichtem Plastik, das niemanden verletzt, kommt es mal vom Kurs ab. Frühere Frisbee-Scheiben dagegen waren aus Blech.

Doch auch heute ist Frisbee nicht gleich Frisbee – und auch kein reines Freizeitvergnügen: Die Profis unterscheiden zwischen Ultimate-Frisbee und Frisbee-Golf. Letzteres ist ein Spiel für Einzelkämpfer. »Hier geht es darum, die Frisbee in einen Metallkorb zu katapultieren«, erklärt Andreas Daxenberger, langjähriges Mitglied des Münchner Ultimate-Frisbee Vereins »Mir San Mir«.

Ultimate-Frisbee dagegen ist ein Team-Sport. Die Regeln eines solchen »Spiels ohne Schiedsrichter« ähneln denen des American Footballs. Man braucht ein rechteckiges Spielfeld, sieben Spieler und eine Frisbee. Das Ziel ist, die Scheibe in der gegnerischen Endzone zu fangen – dafür gibt es Punkte. Die Frisbee wird nur geworfen , darf nicht gehalten werden und muss nach zehn Sekunden abgegeben werden. Körperkontakt ist strengstens verboten. Das gesammelte Regelwerk findet sich unter www.frisbee.de. Ultimate-Frisbee hat es als Sportart übrigens weit gebracht: 2009 darf es sich als »World Game« in Taiwan präsentieren – und rückt damit ein kleines Stückchen näher an Olympia, hofft zumindest Daxenberger.

Aber erst einmal zurück zu den Anfängen. Die Entdeckung des Kultobjekts Frisbee-Scheibe beruhte wie so viele Erfindungen des Lebens auf einem Zufall. Im Jahre 1871 hatte der Bäcker William Russel Frisbie die »Frisbie Pie Company« an der amerikanischen Ostküste eröffnet. Seine Torten verkaufte er in runden, metallenen Kuchenblechen. Der so entstehende Müll wurde schnell zum Spielzeug umfunktioniert. Auch, wenn die damaligen Bleche nicht so ausgetüftelt waren wie die Scheiben von heute – sie flogen.

Davon inspiriert versuchten verschiedene Spielwarenhersteller eine Plastikversion der Metallfrisbees zu vertreiben. Ohne Erfolg. Erst in den 60er Jahren und durch die Hippiebewegung wurde die Frisbee zum Sport einer Gegenkultur – und bald zum weltweiten Verkaufsschlager. Heute erinnert sich kaum einer an die früheren Bleche – und an kurze Flugdistanzen: Eine moderne Frisbee kann mit einem gekonnten Wurf bis zu 100 Meter weit fliegen. Der Weltrekord liegt sogar bei 200 Metern. Übrigens hat München rein wettkampftechnisch die Nase vorn, denn neben »Mir San Mir« spielen die Ultimate-Vereine »Zamperl«, »WegWerfGesellschaft« und die »Searching Woodpeckers» international in den obersten Rängen mit.

Artikel vom 16.08.2005
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