Tischtennis – »der schnellste Sport der Welt«

München · Ping Pong hat Geschichte

Bis zu 180 Stundenkilometer erreicht ein ordentlich geschmetterter Ball – bei 3.000 Umdrehungen pro Minute.	 Foto: Nils Rack

Bis zu 180 Stundenkilometer erreicht ein ordentlich geschmetterter Ball – bei 3.000 Umdrehungen pro Minute. Foto: Nils Rack

München · Ein hart geschlagener Ball kann bis zu 180 Kilometer pro Stunde drauf haben – um bis zu 20 Prozent verformt er sich bei seiner Höchstgeschwindigkeit; bei einem gut geschnittenen »Topspin« dreht er sich 50 mal pro Sekunde um die eigene Achse – hochgerechnet macht er also 3000 Umdrehungen pro Minute. Kein Wunder, dass Tischtennis oft als »schnellster Sport der Welt« bezeichnet wird.

Dennoch: Ein Match auf den traditionell mattgrünen Platten kann sich ganz schön in die Länge ziehen. Den längsten Ballwechsel in der Geschichte des Ping Pongs lieferten sich Robert Stiegel und Donald Peters 1978 im US-amerikanischen Stanford – er dauerte 8 Stunden und 33 Minuten.

In Bayern zählt Tischtennis, das »Ping Pong« hieß, bis der Begriff 1901 als Marke geschützt wurde, zu den fünf beliebtesten Sportarten, wie Arndt Peckelhoff, Sprecher des Bayerischen Tischtennis-Verbands (BTTV), weiß. Allein in München und der näheren Umgebung gibt es knapp 50 Vereine, die ausschließlich oder unter anderem Tischtennis anbieten. Wer sich dafür interessiert – auf der Seite www.freestyle-muenchen.de finden sich unter der Rubrik »Tischtennis« die neuesten Vereinsnachrichten. Der »SV Funkstreife« in München-Moosach beispielsweise sucht für die neue Saison Verstärkung für alle Ligen. Kontakt über den 1. Vorsitzenden Emil Pallay, Telefon: 49 05 12 12. Wer im Verein spielen will, kann sich auch an den BTTV wenden: www.bttv.de, Telefon: 15 70 24 20.

Aber auch wer sich nicht binden will, hat in der Stadt dennoch genügend Möglichkeiten für ein Match. Ungeschlagen an Atmosphäre ist seit Jahrzehnten der »Schelling-Salon« eben in der Schellingstraße. Heerscharen von Studierenden sind schon in die Kellerverschläge im Hinterhof gegangen, das Bier von oben in der Hand. Aber auch an der frischen Luft fliegt der kleine weiße Ball: In diversen Parks und Grünflächen stehen Platten, die jeder kostenlos nutzen kann. Allein im Westpark gibt es fünf Ping Pong-Plätze, im Luitpoldpark zwei – und auch in Freibädern wie dem Giesinger Schyrenbad kann man die kleine, leichte Kugel stilgerecht schmettern.

Meist allerdings muss man über Kostenlos-Platten sein eigenes Netz spannen, seinen eigenen Ball und Schläger beziehungsweise robuste Bücher mitbringen. Der Vorteil daran: Die Platten sind selten allesamt besetzt, weil es vielen Sportlern zu mühsam ist, alle Utensilien einzupacken.

Mitmachen können theoretisch beliebig viele Spieler– zumindest beim Rundlauf: Hierfür stellt sich auf jeder Seite des Tisches mindestens ein Spieler auf. Nachdem der erste Spieler seinen Schlag fehlerlos durchgeführt hat, rennt er auf die andere Seite und stellt sich hier an, um erneut einen Schlag durchzuführen. Jeder, der einen Fehler macht, scheidet aus. Sind nur noch zwei Spieler übrig, wird »normal« gespielt. Die Regeln des »normalen« Spiels wurden in den Jahren 2001/2002 allerdings geändert: Die altbekannte »21« als Siegpunkt wurde bei der WM in Osaka ausgemustert. Offizielle Spiele dauern jetzt nur noch bis zum elften Punkt. Entsprechend wechselt das Aufschlagsrecht nach jedem zweiten Punkt – und nicht, wie bis dahin üblich, erst nach jedem fünften. Zum Gewinn eines Satzes braucht ein Spieler unverändert zwei Punkte Vorsprung.

Vermutlich haben die Engländer die Sportart erfunden. Anno 1874 zumindest wurde es von einem Briten erstmals schriftlich erwähnt. Das Spiel hatte sich aus dem Tennis entwickelt – und wurde zunächst vom Adel im Freien praktiziert. Weil es immer regnet in England, haben jene das Spiel allerdings in ihre Häuser verlegt und Esstische als »Feld« benutzt. Eine Schnur diente als Netz, Bratpfannen und Bücher fungierten als Schläger. Folgerichtig nannten sie das Spiel damals »Raumtennis«. Für die schlanke Linie taugt der Sport übrigens auch: Zumindest Profispieler verlieren während eines Turniers bis zu sieben Pfund.

Artikel vom 11.08.2005
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