Zu Maria Himmelfahrt sammeln Frauen Kräuterbüschel: auch in Unterföhring

Unterföhring · Gut für Leib und Seele

Gut ein Dutzend Frauen vom Frauenbund sammeln und binden in Unterföhring. Foto: ms

Gut ein Dutzend Frauen vom Frauenbund sammeln und binden in Unterföhring. Foto: ms

Unterföhring · Viele denken dabei nur an ein verlängertes Wochenende. Doch für die gut 4.000 katholischen Pfarreien in Bayern ist der kommende Montag, 15. August, ein Feiertag, der seit dem 7. Jahrhundert eng mit dem Brauchtum in Verbindung steht: Maria Himmelfahrt.

Da dieses Ereignis in der Bibel nirgends belegt ist, richtet sich das Augenmerk, so das Erzbistum München Freising, bei diesem Hochfest der Kirche vielfach nur noch auf die Kräuterweihe.

Dieser alte Brauch lebt bis heute vor allem in den Umlandsgemeinden – unter anderem auch in Unterföhring. Dort sammeln und binden ein Dutzend Frauen des Frauenbundes von St. Valentin seit gut zehn Jahren einmal im Jahr bis zu 150 Kräutersträuße. Aber nicht willkürlich, sondern nach bestimmten Regeln. So ist die Zahl der verschiedenen Pflanzen je nach Region verschieden, es können 18 oder bis zu 99 sein. »Aber wir halten uns nicht an eine Zahl«, erzählt Gertrud Goß, Vorsitzende des Unterföhringer Frauenbundes, »wir binden rein, was wir finden – auf den Feldern, in den Gärten oder am Kanaldamm.«

Aber unter sieben (als die alte heilige Zahl) Hauptkräutern sind es auch in Unterföhring nicht: dazu gehören auf alle Fälle Kamille, Johanniskraut und Salbei, aber auch Lavendel, Getreide, Wilde Möhre, Dost, Beifuß, Wegwarte oder Brennessel. Mittelpunkt des Gebindes bildet eine Königskerze, die auch Muttergotteskerze oder Wetterkerze genannt wird. Gegen eine Spende, dieses Jahr für ein Hospiz- und Kinderprojekt, gibt es die geweihten Sträußchen nach dem Festgottesdienst an Maria Himmelfahrt.

Das Duftbukett darf man aber »auf gar keinen Fall ins Wasser stellen«, warnt Goß, sondern es muss sofort aufgehängt werden, damit es schön trocknet. Früher hat man einen Teil der getrockneten Kräuter bei drohendem Unwetter verbrannt und krankem Vieh zur Genesung eine Prise zerriebener Kräuter unter das Futter gemischt. Diese Bedeutung hat sich erhalten. »Ich hänge den Strauß auf, dass man gesund bleibt und dass dem Haus nichts passiert«, erzählt Agnes Axenbeck vom Frauenbund, in deren Garage die Kräuter gebunden werden.

Der fromme Brauch geht der Legende nach auf die trauernden Jünger zurück, die im Grab der Gottesmutter statt des Leichnams duftende Blumen und Kräuter fanden. Mitte August ist zudem die Getreideernte. Auch Kräuter werden geschnitten. Denn deren ätherischen Öle erreichen im August ihre höchste Konzentration, und damit ihren höchste therapeutische Wirkung.

Die als beste Sammelzeit der Kräuter geltende Spanne von Maria Himmelfahrt bis zum 15. September, Tag der Kreuzerhöhung, heißt »Frauendreissiger«. Diese dreißig Tage leiten über in den Herbst. Früher waren in dieser Zeit Marienwallfahrten üblich – bis heute lebt diese Tradition in Münchens einziger Wallfahrtskirche, Maria Ramersdorf. Michaela Schmid

Artikel vom 09.08.2005
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