Bürger und Politiker im Clinch: Bürgerversammlung lehnt Vorhaben ab – Planfeststellungsverfahren läuft

Schwabing · Das Tauziehen um die geplante Tramlinie 23 geht weiter

Die Münchner mögen ihre Tram, einige Schwabinger zurzeit aber nicht. Foto: MVG

Die Münchner mögen ihre Tram, einige Schwabinger zurzeit aber nicht. Foto: MVG

Schwabing · Mal wieder zogen sich die städtischen und die Stadtteilpolitiker aus Schwabing-Freimann den Unmut einiger Schwabinger zu. Diesmal war es bei der Bürgerversammlung am Dienstag, 19. Juli, und der Grund war der gleiche wie schon seit Jahren: die Tram 23.

Die Linie gibt es noch nicht, soll aber in den nächsten Jahren gebaut werden und dann die Parkstadt Schwabing mit der Münchner Freiheit verbinden. Der Stadtrat steht dahinter und der Bezirksausschuss steht dahinter. Aber in der Bevölkerung regt sich vehement Widerstand gegen das aus ihrer Sicht unwirtschaftliche und unökologische Projekt. Für die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) argumentierte Gerhard Peipp für das Projekt.

Die MVG wolle mit dem Bau der Tram die Grundlagen der Anbindung für die Parkstadt schaffen, und zwar im Vorgriff. Das bedeutet, dass die Tram in den ersten Jahren nicht genügend Auslastung habe, spätestens ab 2015 – für dieses Datum sind die Verkehrsprognosen erstellt worden – unverzichtbar für die Anbindung sei. Der Grund: »Allein mit Bussen ist das Fahrgastaufkommen dann nicht mehr zu bewältigen«, so Peipp. Die Bürger zeigten allerdings deutlich ihr Misstrauen gegenüber diesen Prognosen und forderten ein Ende der Planungen. Diese sähen nämlich auch vor, dass der Bau der Tram mit dem Verlust von 205 Bäumen verbunden ist, »von denen 173 unter die Baumschutzverordnung der Landeshauptstadt München fallen«, so die Schwabingerin Christa Schönecker in ihrem Antrag gegen die Tram.

Das Gegenargument von Stadträtin Constanze Lindner-Schädlich (SPD), dass dafür Ausgleichsmaßnahmen geschaffen würden, wurde mit höhnischem Gelächter beantwortet. Diese Ausgleichsmaßnahmen sollten nämlich in Germering stattfinden. Doch das hat einen bemerkenswerten Grund. Lindner-Schädlich: »Es gibt in München einfach keine Möglichkeiten mehr für derartige Ausgleichsmaßnahmen. Und mit Germering profitiert der Münchner ›Speckgürtel‹ von der Maßnahme und damit auch die Münchner.«

Der Antrag gegen die Tram wurde dann auch von der Mehrheit der anwesenden Schwabinger angenommen, allerdings ist kein politisches Gremium daran gebunden. So hat sich der Bezirksausschuss bereits intensiv mit dem Vorhaben befasst und dafür ausgesprochen. Lederer-Piloty begründet die Entscheidung mit den Worten: »Wir wollen hier keine halben Sachen.«

Das Planfeststellungsverfahren laufe nun, nachdem die bis Anfang März eingegangenen 130 Einwendungen von der MVG bearbeitet worden seien. Damit sei jetzt die Regierung von Oberbayern am Zuge. Sie muss das Bauvorhaben genehmigen. Im Herbst würden nochmals die Bürger zu der überarbeiteten Planung gehört, eine endgültige Entscheidung werde voraussichtlich nicht vor Ende dieses Jahres fallen.

Bis dahin werden alle das tun, was sie bisher gemacht haben. Die Gegner werden argumentieren und die Befürworter werden sich rechtfertigen – obwohl sie das gar nicht müssten. cr

Artikel vom 28.07.2005
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