Trams und Busse renovieren ihre Strecken und bauen um

München - MVV reitet auf der grünen Welle

Grün, grün, grün sind alle meine Ampeln, blau und silber ist der neue Zug: Neue Gleise, moderne Trams und mehr Tempo – das bekommen die MVG-Fahrgäste in Kürze. Tempo ist etwa in das Thema „Busbeschleunigung“ gekommen: Vergangenen Dienstag zeichnete sich im Stadtrat eine klare Mehrheit für das Konzept der MVG ab.

Zwölf Buslinien sollen demnach innerhalb der nächsten zehn Jahre an Ampeln und Kreuzungen Vorrang vor Autofahrern bekommen. Der endgültige Beschluss wurde zwar in die Vollversammlung am kommenden Mittwoch verschoben – SPD und Grüne aber bekundeten bereits jetzt ihre Sympathie für das 55 Millionen Euro teure Vorfahrtprojekt.

Die CSU allerdings kritisierte, dass die Autofahrer schon mit der Trambeschleunigung in der Dachauer Straße schlechte Erfahrungen gemacht hätten. CSU-Stadtrat Hans Wolfswinkler will dem Bus-Konzept dennoch zustimmen - sofern die Autofahrer nicht das Nachsehen haben. SPD-Stadtrat Thomas Lange hält diese Bedingung für wenig durchdacht: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“, urteilte er über die CSU-Haltung. Natürlich gehe die Vorfahrt für einen Verkehrsteilnehmer mit der Wartezeit für einen anderen einher.

Als erstes jedenfalls soll der 52-er Bus zwischen Marienplatz und Tierpark beschleunigt fahren. Pro Jahr soll dann eine weitere Linie dazu kommen. Dass der Beschluss vertagt wurde, begründete SPD-Stadtrat Alexander Reissl mit „ungeklärten finanzplanerischen Fragen“. Bereits seit 1994 reiten Münchens Trambahnen auf der grünen Welle.

Den Anfang machte damals die Linie 20, die ihre Fahrzeit über die Dachauer Straße durch optimierte Ampelschaltung um gut sieben Minuten verkürzte. Die Autofahrer allerdings beklagten sich bitterlich, ausgebremst zu werden. Dennoch: In den folgenden zehn Jahren wurden in zehn Projekten und mittels 43 Millionen Euro alle zehn Münchner Tramlinien mit „Vorrangsschaltungen“ versehen – und damit ein Streckennetz von 71 Kilometern Länge. Eine Ausnahme bildet lediglich die Route zwischen Knie und Pasinger Marienplatz. Auch zwei Buslinien fahren zurzeit beschleunigt: der 58er und der 55er.

Welche Linien im Anschluss an den Tierpark-Bus Gas geben dürfen, will der MVG noch nicht verkünden. Es wird aber gemunkelt, dass es sich unter anderem um die Linien 53 (Münchner Freiheit bis Aidenbachstraße), 56 (Fürstenried West bis Schloss Blutenburg) und 154 (Nordbad bis Bruno-Walter-Ring) handelt.

Als Vorteil der Beschleunigungen sieht der MVG nicht nur die verkürzte Fahrzeit, sondern auch die Wirtschaftlichkeit: Bei gleicher Taktfolge müsse künftig ein Bus weniger auf den Weg gehen, so Sprecher Christian Miehling. „Ferner werden die Fahrpläne noch besser eingehalten, da der Bus seltener unvorhergesehen halten muss.“

Vielleicht, weil zum neuen Tempo keine Nostalgie mehr passt, werden in Kürze auch die „P-Wagen“ der Tram abgelöst, die seit den sechziger Jahren auf den Gleisen stehen: „Drei so genannte Variobahnen werden vermutlich ab 2007 auf Münchens Straßen fahren“, verrät Miehling. „Zudem haben wir eine Option auf 19 weitere Züge dieser Bauart vereinbart.“

Die drei neuen Trams, die ebenso wie die U-Bahn im blau-silbernen Design erscheinen sollen, werden vorerst die fünf alten „P-Wagen“ ersetzen – eine effizientere Instandhaltung wird künftig die Werkstattaufenthalte verkürzen, so dass weniger Reservewagen benötigt werden. Allerdings hänge vom definitiven Einkauf der Variobahnen noch ab, ob sich der Freistaat an der Finanzierung beteiligt, so Miehling. Die Stadt Nürnberg übrigens war schon shoppen: „Kürzlich hat die Stadt sechs Variobahnen für rund 15 Millionen Euro bestellt“, sagt Katrin Block, Sprecherin des Berliner Tram-Herstellers „Stadler“.

Jedenfalls: Wenn die neuen Variobahnen in München einfahren, können sie gleich auf nagelneuen Gleisen rollen. Ab kommenden Montag werden die 30 Jahre alten Schienen im Bereich Hauptbahnhof Nord/Prielmayerstraße ausgetauscht. MVG-Tramchef Michael Richarz bezeichnet diese Erneuerung als „Operation am offenen Herzen der Tram“. Betroffen von Umleitungen, Einschränkungen und Stilllegungen sind alle Linien, die den Hauptbahnhof passieren – außer der 18er. Bis 31. Juli wird vorerst nur in der Prielmayerstraße gebaut, die Einschränkungen betreffen bis dahin lediglich die Linien 19, 20, 21 sowie die Nachtlinien N19 und N20; der Bahnhofsplatz ist noch befahrbar.

Ab Montag, 1. August, wird die Gleisbaumaßnahme auch auf den Bereich des Bahnhofplatzes Nord ausgeweitet; hiervon sind schließlich zusätzlich die Linien 16 und 17 sowie N17 betroffen. Erst ab 13. September gilt wieder: Freie Fahrt für alle Trams. Von Nadine Nöhmaier

Die Umleitungen im Detail: In der Bauphase 1 von 25. bis 31. Juli sind die Linien 19, 20 und 21 von der Sperrung in der Prielmayerstraße betroffen. Der östliche „Ast“ der Linie 19 fährt von der St. Veit-Straße über den Stachus zum Sendlinger Tor – und wendet dort. Im Westabschnitt zwischen Pasing und Hauptbahnhof wird sie durch die vorübergehende „Baustellen-Tram“ 31 ersetzt.

Die Linie 20 wird vom Hauptbahnhof bis zum Sendlinger Tor verlängert. Die Station „Karlsplatz Nord“ und der Halt in der Bayerstraße werden zur Haltestelle „Karlsplatz“ in die Sonnenstraße verlegt.

Die 21er Tram wird durch die 31er ersetzt. Jene rollt während der Bauzeit vom Pasinger Marienplatz auf der 19er-Trasse zum Hauptbahnhof und dann weiter auf der Strecke der 21er zum Westfriedhof. Ab 21 Uhr und sonntags verkehrt sie nur zwischen Pasing und Stiglmaierplatz.

In der Bauphase 2 von 1. August bis 12. September wird neben der Prielmayerstraße auch das große Gleiskreuz am nördlichen Bahnhofsplatz gesperrt. Der Betrieb der Baustellenlinie 31 wird eingestellt, dafür wir die neue Bautram 39 eingerichtet. Ferner wird die 12er Tram vom Romanplatz zur Amalienburgstraße verlängert. Sie ersetzt in diesem Bereich einen Teil der 17er.

Der Botanische Garten sowie Schloss Nymphenburg sind somit mit einmal Umsteigen an die U-Bahn am Rotkreuzplatz angebunden. Statt der 16er Tram pendelt der Ersatzbus 116 zwischen Romanplatz und Hauptbahnhof, statt der 17er ebenfalls der Ersatzbus 116 und die 12er Tram. Im östlichen Ast der 17er fährt die Baustellen-Tram 39. Die Linie 19 fährt in der Baustellen-Zeit nur zwischen St. Veit-Straße und Sendlinger Tor. Die Strecke vom Karlsplatz nach Pasing übernimmt die neue 39-er Tram. Die Linien 20 und 21 wenden an der Karlstraße – statt am Stachus. Der Betrieb zum Westfriedhof bleibt normal.

Die Tram 39 ist für die Zeit der zweiten Bauphase eine Kombination aus der 19er im Westen und der 17er im Osten. Sie fährt demnach von Pasing über Hauptbahnhof und Sendlinger Tor bis hin zum Effnerplatz. nan

Artikel vom 21.07.2005
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