Ins »Theater im Keller« an der Tumblinger Straße passen nur 25 Zuschauer

Isarvorstadt · Kleinste Bühne der Stadt

Die Bühne – eine Zelle. Die Schauspieler – zu zweit. Im neuen »Theater im Keller« ist alles ein wenig kleiner als anderswo.       Foto:  TIK

Die Bühne – eine Zelle. Die Schauspieler – zu zweit. Im neuen »Theater im Keller« ist alles ein wenig kleiner als anderswo. Foto: TIK

Isarvorstadt · Im »Theater im Keller« (TIK) im Rückgebäude an der Tumblinger Straße 10 ist alles ein wenig kleiner als anderswo. Die Bühne misst nur sechs Quadratmeter, in den Zuschauerraum passen höchstens 25 Besucher, alle müssen sie auf Kinderstühlen sitzen.

Und, um noch eins draufzusetzen: Das Premierenstück von Münchens kleinstem Theater, das nur etwas mehr als eine Stunde dauert, spielt natürlich nicht in einem Hochhaus, sondern passenderweise in einer Knastzelle.

Vor drei Wochen haben die Schauspielerinnen Christine Steinhart und Marlene Beck das TIK in einem ehemaligen Kohlenkeller gegründet. Aber warum eröffnet man in diesen fürs Theater schlechten Zeiten ausgerechnet eine solch kleine Bühne? »Gerade deshalb«, erklärt Steinhart. »Aufgrund der Größe haben wir eine Chance, es zu füllen – und dennoch das machen zu können, was wir wollen.« Nicht ohne Stolz erzählt sie, dass sie während der ersten Vorführungen immer volles Haus hatten.

Für das Zwei-Personen-Eröffnungsstück »37 Jahre« vom französischen Autor Antoine Herbez buchten sie den Berufsschauspieler Ulrich Engelmann für die Rolle des Journalisten Chlodwig Marx; die Hauptfigur Nadège Bariani spielt Theater-Intendantin Marlene Beck selbst. Das Stück handelt von einer Bombenlegerin, die nach 37 Jahren Knast kurz vor der Entlassung steht. Für ein letztes Interview in der Zelle hat sie aufgrund von Fotos den Journalisten Marx ausgewählt. Obwohl er sich dagegen wehrt, zieht sie im Gespräch immer wieder die Führung an sich. Die Interviewsituation wird umgedreht, die Rollen verwischen.

Wer ist der Eingesperrte? Dass das Publikum im TIK sehr nah an der Bühne sitzt, sieht Steinhart als Vorteil: »Der Zuschauer steckt viel mehr drin im Geschehen. Und die Schauspieler müssen noch perfekter arbeiten als gewöhnlich, zumal man jeden kleinen Patzer, jede falsche Geste sofort bemerkt.«

Auch in künftigen Stücken wollen die Theater-Macherinnen eher »Geschichten erzählen« als »avantgardistisch experimentieren«. »Shakespeare beispielsweise ist unser Steckenpferd.« Weil aber zu »Romeo und Julia« ein Balkon gehöre, träumt Steinhart davon, das Stück im Garten zu inszenieren, der zwischen Vorder- und Hinterhaus an der Tumblingerstraße liegt. Dann könnte sich das Shakespearsche Paar von den Balkonen der ersten Stockwerke aus verlieben.

Das Eröffnungsstück »37 Jahre« läuft nochmals am 23., 24., 25. und 30. September sowie am 1. Oktober – jeweils ab 20 Uhr. Der Eintritt kostet zwölf Euro. Karten kann man unter Telefon 70 00 95 73 reservieren – sobald aber 25 Reservierungen beisammen sind, heißt es: Nichts geht mehr. Nadine Nöhmaier

Artikel vom 21.07.2005
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