In dieser Serie stellen wir in loser Reihenfolge ungewöhnliche Nachbarn vor

München · Stadt-Menschen

Ja kruzifümferl, was ist denn das für einer? Vorne langhaarad und dazu mit Rock: Robert Landinger fällt aus der »modischen« Reihe. Foto: Archiv

Ja kruzifümferl, was ist denn das für einer? Vorne langhaarad und dazu mit Rock: Robert Landinger fällt aus der »modischen« Reihe. Foto: Archiv

Münchner Zentrum · Let it be Rock – nicht nur für Frauen. David Beckham trägt einen, Guildo Horn trägt einen, und bei den Schotten stellt sich immer wieder die Frage, ob sie noch etwas darunter tragen: Längst haben trendige Männer nicht mehr die Hosen an, sondern Röcke.

Und auch für Robert Landinger, einen 35-jährigen Physiklaboranten und Musiker aus Landshut, heißt es nur noch »Let’s Rock«: Gemeinsam mit seiner 31-jährigen Frau Doreen Anders, einer gelernten Schneiderin, entwirft und verkauft er in der Schwanthaler Straße seine Röcke.

Wie sich das für einen Herren-Rock-Designer gehört, hat Landinger selbst schon vor Jahren seine letzte Hose ausgezogen: »Ich trage nur noch Röcke«, sagt er, und hebt für einen höfischen Knicks sein beigefarbenes Beinkleid hoch, so dass man seine behaarten Unterschenkel sieht. »Es gibt nichts bequemeres. Und die Frauen stehen drauf«, versichert er.

Zum ersten Mal wollte der Wahl-Münchner in einen Rock schlüpfen, als er sich für ein Konzert seiner damaligen Band ungewöhnlich stylen wollte. Weil es so gut wie keine Röcke für Herren zu kaufen gab, schneiderte ihm Doreen sein Wunsch-Gewand.

»Viele Männer wollten dann von mir wissen, wo ich das her habe«, sagt Landinger. »Und daher fingen wir an, Röcke zu entwerfen, sie von Schneidereien nähen zu lassen und via Internet unters Volk zu bringen.« Das Geschäft lief so gut, dass sie ihr privates Atelier auch zum Verkaufsladen ummünzten.

Seither schneidern Robert und Doreen Wickelröcke für Beachpartys, Tigerlook-Röcke für Trendsetter, elegante Röcke fürs Theater, legere Röcke für den Alltag. Und kurze Röcke zum Kokettieren. Aber Moment – sollten sich die Herren Rockträger hierfür nicht die Beine rasieren? »Bloß nicht! Die Rockträger sollen nach wie vor männlich aussehen!« sagt Landinger. »Mit dem richtigen Schuhwerk kann jeder kurze Röcke tragen: Zu den karierten Minis passen beispielsweise sehr gut klobige Stiefel.« Dumm angeredet worden sei er noch nicht wegen den Röcken. Im Gegenteil: »München ist die Hauptstadt der Herrenröcke«, lautet seine Überzeugung, denn: »Es gibt hier sogar einen Männerrock-Stammtisch! Modisch bin ich mit den dortigen Herren zwar nicht immer auf einer Linie, aber wir sind uns einig, dass Männer perfekt in Röcke passen – und zwar jeder Mann, egal, ob er hetero ist oder nicht.«

Landingers bislang berühmtester Kunde ist Schlagersänger Guildo Horn. Größter Erfolg des Designerpaares war, dass es im Februar vergangenen Jahres bei der New Yorker Ausstellung »Bravehearts – Men in Skirts« im Metropolitan Museum seine Kreationen neben Röcken von Jean Paul Gaultier und Yamamoto zeigen durfte.

Aber Gaultier hin, Yamamoto her: Trägt Mann denn nun, wie ein Schotte, wirklich nichts unter seinem Rock? »Das sollte frau selbst heraus finden. Aber gut: Ich trage normale Slips drunter«, sagt Landinger. »Und das würde ich auch jedem anderen Rockträger empfehlen, denn Boxershorts zeichnen sich im Stoff ab. Frauen wissen das in der Regel, aber Männern muss man solche Details noch verraten.« Nadine Nöhmaier

Artikel vom 30.06.2005
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