Aus Schlägerei wurde Schlacht zwischen 80 Polizisten und 150 Partygästen

Maxvorstadt · Abi-Feier endet im Chaos

Bier, Polizei und eine heiße Nacht: Zutaten für eine Schlägerei vor dem »Luisen«. Fotos: Privat, mh

Bier, Polizei und eine heiße Nacht: Zutaten für eine Schlägerei vor dem »Luisen«. Fotos: Privat, mh

Maxvorstadt · Knüppel, Schlagstöcke, Bierflaschen, Festnahmen und Platzverweise – der Abschluss der Abiturfeier am Luisengymnasium am letzten Freitag war mehr Straßenschlacht als Beginn eines neuen Lebensabschnitts.

Jugendliche wurden von Polizisten der Sondereinheit »USK« (Unterstützungskommando) auf den Boden gedrückt und festgenommen, mit erhobenen Schlagstöcken wurden insgesamt 60 Platzverweise ausgesprochen, Mädchen saßen weinend in den Hauseingängen.

Insgesamt 80 Polizisten waren in der Nacht auf Samstag im Einsatz, um ein Chaos zu beseitigen, dessen Ursache immer noch nicht so ganz klar ist und irgendwo zwischen Alkohol, Gruppendynamik und überaus engagierten Sondereinsatzkräften zu suchen ist.

Fest steht, dass sich gegen 1.30 Uhr eine Gruppe von fünf schulfremden jungen Männern gewaltsam Zutritt zur Abi-Party verschaffen wollte. Als sie begannen, die Türsteher zu schlagen und zu treten, wurde die Polizei zu Hilfe gerufen, die gegen zwei Uhr nachts mit mehreren Streifenwagen vor der Schule eintraf. Zu dem Zeitpunkt waren die Rabauken bereits getürmt, vor dem Eingang standen aber nach Polizeiangaben etwa 150 Partygäste, teils alkoholisiert.

Mit Sprechchören seien die Beamten empfangen worden, die eigentlich die Rangelei mit den Türstehern beenden sollten, heißt es im Polizeiprotokoll.

Als die Polizisten zu ihren Streifenwagen zurückkehrten, seien sie »ohne erkennbaren Grund wüst beschimpft und beleidigt« worden. Dabei habe besonders ein 24-Jähriger die Menge aufgestachelt und zwei Polizeiobermeister als »Rassisten« bezeichnet. Als die Polizei die Personalien feststellen wollte, floh er zunächst, konnte dann aber festgenommen werden. »Nun wurden die Beamten aber von Teilen der Menge massiv bedrängt, um den Festgenommenen zu befreien«, beschreibt die Polizei das Geschehen. »Mit dem Eintreffen weiterer Streifen wurde die Menge vor Ort noch aggressiver und gewaltbereiter. Dies artete in Handgreiflichkeiten der Jugendlichen gegenüber der Polizei aus.«

Auch wenn Schulleitung und Schüler die Auffassung teilen, dass der 24-Jährige gegen die Polizei »hetzte«, sehen sie den weiteren Ablauf ein wenig anders: »Von Seiten der Abiturienten ging keine vergleichbare Aggression gegen die Beamten aus. Da für die Umstehenden nicht erkennbar war, warum der 24-Jährige auf relativ drastische Weise festgenommen wurde, kam es zu Rangeleien zwischen den Polizisten und umstehenden Personen.« Das Eintreffen des USK habe das Geschehen weiter verwirrt, »die Situation geriet außer Kontrolle«. Betroffen war ein Abiturient, »dessen energische Festnahme zum gegenwärtigen Zeitpunkt für uns nicht nachvollziehbar ist«, so Schulleiter Peter Kemmer.

Die Zwölftklässlerin Laura G. (Name von der Red. geändert) beklagt wie viele Partybesucher das unverhältnismäßige Einschreiten der Polizei. »Als ich rauskam und einen Polizisten gefragt habe, was los ist, meinte er: Es gibt nix, nur Schläge.«

Für Polizeisprecher Wolfgang Wenger ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Räumung nicht schön anzuschauen war. »Wenn so viel zusammenkommt, schepperts manchmal.« Es sei eine schwierige Situation gewesen: Die vielen Gäste mit dem Wir-Gefühl, der Alkohol, die Polizisten, die zu Konfliktpartnern wurden. »Wir haben uns inzwischen mit der Schule zusammengesetzt, die übrigens nichts falsch gemacht hat, und wir wollen das auch weiter gemeinsam aufarbeiten.« mh

Artikel vom 30.06.2005
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