Zusteller kassierten ohne die Sendungen auszuliefern

53 Tonnen Post verschwunden

Wer seine Briefe zur Post bringt, vertraut den Transportunternehmen alles Mögliche an: wichtige Dokumente, Bargeld, persönliche Dinge – natürlich im festen Glauben daran, dass alles wohlbehalten beim Empfänger ankommt. Dieses Vertrauen ist jetzt bis in die Grundfesten erschüttert worden.

Mit einem betrügerischen Geschäftssystem hat Peter H. aus München als Subunternehmer der Europost Pakete und Briefe ausliefern sollen und sich diese Leistungen fürstlich bezahlen lassen. Doch anstatt seinen Job zu machen, hat H. die Postsendungen als Altpapier entsorgt – ganz egal, wie wichtig die Schreiben waren. Der schnelle Euro war ihm wichtiger. Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten.

Das System war ganz einfach und hat das Vertrauen der Auftraggeber auf ordnungsgemäße Erledigung der Aufträge ausgenutzt. Peter H. gründete 2003 eine Postzustellfirma und zog größere Kunden an Land, darunter die Europost oder der Versandhändler „Otto“. Die Firma war jedoch von vornherein so strukturiert, dass die übernommenen Aufträge nicht ausgeführt werden konnten.

Das hätte ja schließlich Kosten für Peter H. bedeutet. Da war es doch entschieden billiger, die Post einfach wegzuschmeißen. Ein Kontrollsystem der Auftraggeber gab es offenbar nicht, denn erst ein Jahr später häuften sich Beschwerden über nicht zugestellte Post. Da wurde die Europost aktiv, die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet. Doch der Schaden war immens: Über 53 Tonnen Post waren bereits vernichtet worden.

Obwohl die Firma durch den Betrug über die Maßen rentabel war, kam schnell der Zeitpunkt, an dem es geschäftlich nicht mehr weiterging. Also wurde rasch ein neues Unternehmen gegründet, natürlich mit der gleichen Masche. Es folgte sogar noch ein drittes Unternehmen, bevor der Betrüger ins Visier der Ermittler geriet. Der Eintrag ins Handelsregister blieb übrigens ebenfalls aus. H. sparte, wo er konnte.

Nach rund zwei Jahren stehen Peter H. und als Mittäter seine Freundin und ein Mitarbeiter der Zustellfirmen vor Gericht. In zwei Monaten soll das Urteil fallen. Wie lange es dauert, bis die Post diesen Vetrauensverlust überwunden hat, lässt sich nicht vorhersagen. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 23.06.2005
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