„Giant Sand“ geben sich im Ampere die Ehre

München · Der Pfad zum Wüstensound

Country-Folk, der nach Wüste klingt: „Giant Sand“Foto: VA

Country-Folk, der nach Wüste klingt: „Giant Sand“Foto: VA

Der Barmann aus dem „Ampere“ brachte es kürzlich auf den Punkt: „Ich weiß nicht – dauernd kommen Freunde von mir an und sagen ‚Hey, bei euch spielen ja die oder die’ – und ich kenn immer keinen.“ Hat nun der Barmann keine Ahnung von guter Musik oder seine Freunde? Man möchte dem Barmann seinen guten Musikgeschmack nicht abstreiten, sicher aber ist, dass die Freunde längst Trampelpfade nehmen, wo der Barmann zumindest noch auf befestigten, wenn auch kleineren Straßen unterwegs ist.

Einer dieser Trampelpfade führt in die Wüste Arizonas. Dieser Pfad ist breit und alt, schon viele haben ihn genommen. Und doch hat es nie zu einer Befestigung gereicht, die regen Verkehr ermöglichte.

Bemerkenswert ist, dass von dem Pfad einige Straßen abzweigen, gut asphaltiert, manche davon gar in der Größe eines kleinen Highways. Übersetzt heißt das: „Giant Sand“ samt Bandinitiator Howe Gelb sind der Pfad. Seit gut 25 Jahren entwickelt Gelb seine Idee von modernem, aus vielen Richtungen beeinflusstem Folk, von Gitarrenmusik ohne einengende Leitplanken. Dreißig, vierzig Alben sind ihm oder seiner Mitarbeit zuzurechnen, und doch hat sein Kernprojekt „Giant Sand“ nie besonders breite Berühmtheit erlangt – im Gegenteil zum besagten abzweigenden Highway „Calexico“.

1980 gründet Howe Gelb in seiner Heimatstadt Tucson die „Giant Sandworms“. Nach einigen glücklosen Aufnahmen löst Gelb 1984 seine erste Gruppe auf und gründet „Giant Sand“, sein Basisprojekt für unzählige Aufnahmen mit ständig wechselnder Besetzung. 1988 stößt der Schlagzeuger John Convertino zur Gruppe, 1991 der Bassist Joey Burns. Beide bilden mit Gelb bis 2002 die Basis von „Giant Sand“. Schon 1998 gründen Burns und Convertino „Calexico“ – die Band, die wenig später sehr erfolgreich wird.

Längst sind die beiden nicht mehr bei „Giant Sand“ zugange. Howe Gelb fand neue Mitstreiter. Mit ihnen spielte er „Is all over the map“ ein, „Giant Sands“ aktuelles Album voller Country-Folk, nach Wüste klingender Gitarren, Störgeräuschen, Improvisationen, Eingängigkeit. Und immer vorne dran Gelbs unverkennbar wohlig-rauhe Stimme, die diese gewisse Sehnsucht auszulösen vermag. Die Sehnsucht nach einem Ort, zu dem nur Trampelpfade führen.

„Giant Sand“ sind vor allem live ein Erlebnis - am Dienstag, 28. Juni, spielen sie im „Ampere“ in der Zellstraße 4. Der Eintritt kostet 18 Euro. Von Florian Falterer

Artikel vom 23.06.2005
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