An diesem Wochenende zeigt sich ein verkanntes Viertel von seiner besten Seite

Isarvorstadt · Live aus dem Schlachthof

Ob Zopfkathi oder Sigi Zimmerschied, ob Erzähler oder Kunstschmiede: Rund um die Tumblingerstraße gibt’s mehr als Koteletts und Kalbshax’n. Fotos: VA

Ob Zopfkathi oder Sigi Zimmerschied, ob Erzähler oder Kunstschmiede: Rund um die Tumblingerstraße gibt’s mehr als Koteletts und Kalbshax’n. Fotos: VA

Isarvorstadt · Koteletts? Kalbshax’n? Kunst! Das Schlachthofviertel, ein Fleckerl München in der Hand von Metzgersburschen, Wirtshausgängern und Kleinbürgern, präsentiert jetzt sein Filetstück: Kreativität. Unter dem Motto »Offene Türen im Schlachthofviertel« zeigen am 18. und 19. Juni insgesamt 27 Bars, Läden und Ateliers, wie sie arbeiten. Los geht’s jeweils um 14 Uhr, Schluss ist an beiden Tagen um 20 Uhr.

Da mögen Wohnungsmarkt-Experten von dem Viertel abraten, weil es keinen guten Ruf habe, da mögen Szenegänger das schickere Glockenbachviertel preisen, da mögen Party-Animals in die Kultfabrik strömen: Wer etwas spüren will von Münchens heimeligem Charme, der ist in der Gegend um den Schlachthof und die Großmarkthalle richtig. Tante-Emma-Läden und urige Kneipen an der Ecke haben sich längst als Geheimtipp herumgesprochen.

Und wer das mit der angeblich nicht so guten Wohngegend selbst wissen will, der entdeckt Altbauwohnungen mit Stuckdecken und Parkett ebenso wie Neubauten oder Genossenschaftsblocks zu, für Münchner Verhältnisse, bezahlbaren Mieten.

Entsprechend hat sich eine bunt gemischte Nachbarschaft angesiedelt in den Straßenzügen um den Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Schlachthof. Wer einmal hingezogen ist, will nicht mehr raus aus dem Altmünchner Flair. Anhänger von bissfesten Genüssen – sowohl lukullischer wie intellektueller Art – pilgern regelmäßig in das »Wirtshaus im Schlachthof« an der Zenettistraße 9. Treten auf der Kleinkunstbühne, die der Wirtschaft angeschlossen ist, doch Kabarettisten wie der Passauer Sigi Zimmerschied oder bayerische Nachwuchstalente auf. Dass das noch längst nicht alles ist, wollen nun Ilona Wittmann und Johanna Berüter zeigen.

Die beiden jungen Mode-Designerinnen aus der Kapuzinerstraße haben Schmuckdesigner und Kunstschmiede, Theaterleute und Erzähler aus ihrem Viertel zusammengetrommelt. »Hier gibt es so viel Kunst und Kreativität, von der die Münchner gar nichts wissen«, schwärmen die Frauen. Unter ihrer Federführung finden nun am kommenden Wochenende erstmals die »Tage der offenen Türen« statt.

Mit dabei sind Urgesteine der Schlachthof-Szene wie die Designerin Hilde Polz, die gerade beim Design-Parcours zu sehen war, oder die Schauspielerin Monika Manz, die in »Erkan und Stefan« die Mutter von Stefan gespielt hat. Außerdem die Geschichtenerzählerin Katharina Ritter, die von Atelier zu Atelier unterwegs sein wird, um ihre skurrilen Geschichten darzubringen.

Und weil es nicht beim Angucken und Zuhören bleiben soll, sind ein Lyrik-Workshop und ein Improvisationstheater geboten – zwischen Koteletts und Kalbshax’n ist schließlich immer noch genug Platz für die schönen Künste! Christiane Pütter

Artikel vom 16.06.2005
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