Wenn die Sprinkleranlage dem Elektriker den Feierabend verregnet

Münchner Zentrum · Einsatz hinter der Kulisse

Bis 6.30 Uhr morgens war Elektrikermeister Stephan Fischer mit der Instandsetzung der Bühnenelektrik beschäftigt. Foto: gf

Bis 6.30 Uhr morgens war Elektrikermeister Stephan Fischer mit der Instandsetzung der Bühnenelektrik beschäftigt. Foto: gf

Zentrum · Es hätte so ein gemütlicher Abend werden können. Abendessen bei Freunden, angenehme Gespräche, gemütliche Atmosphäre – doch aus dem entspannten Feierabend wurde nichts für Stephan Fischer, Elektrikermeister im Bereitschaftsdienst. Sozusagen »als es am schönsten war« kam der Anruf. Um 1.30 Uhr klingelte das Handy. »Großeinsatz in den Münchner Kammerspielen, wir brauchen deine Hilfe!«

»Heute Nacht ist anscheinend nicht viel los«, freute sich Fischer noch wenige Minuten zuvor. Doch von jetzt auf gleich ist Eile geboten. Das Handy noch am Ohr, sitzt der 29-Jährige bereits im Dienstauto, macht sich hektisch ein paar Notizen: »Sprinkleranlage defekt, alles unter Wasser, Bühnenverteiler ausgefallen« – »Ich bin gleich da!« Einen Handyknopfdruck später drückt Fischer schon aufs Gaspedal.

Nicht jeder Anruf löst bei dem Elektrikermeister, der für die Macher GmbH als Subunternehmer im Bereitschaftsdienst arbeitet, derart emsige Eile aus wie der Notruf zum Wasserschaden in den Münchner Kammerspielen in der Nacht von Freitag auf Samstag. »Mitunter stellt sich am Telefon bereits raus, dass ich trotz aller Mühe nicht helfen kann«, gesteht Fischer. Zwar bietet der Einsatzwagen reichlich Platz für allerhand Spezialwerkzeug, »aber manchmal geht’s um ganz spezifische Komponenten, die ich eben nicht immer dabei haben kann«. Da vertröstet Fischer auch mal auf den nächsten Morgen, denn der elektrische Notdienst hat seinen Preis.

24 Stunden dauert die Bereitschaftszeit. »Die verbringe ich lieber in gemütlicher Atmosphäre als alleine zu Hause«, denn einschlafen ist nicht drin. Alkohol, Feiern oder Ausflüge sind Tabu. »Ich habe aber schon ein Auge auf die Uhr.« Denn ab 3 Uhr wird es ruhig. »Die meisten schlafen, die Kneipen machen bald zu – wenn jetzt eine Kühlung ausfällt oder das Licht ausgeht, stören sich viele nicht mehr daran.«

Anders in den Kammerspielen, dort herrscht noch um 6 Uhr morgens hektische Betriebsamkeit. Sämtliche Stromverteilerkästen trocknen, Verkabelung prüfen, elektronische Bauteile reinigen – eine harte Nacht liegt hinter Fischer. Rund 14 Stunden dauerten die Instandsetzungen noch am Samstag und Sonntag. Die Ursache für das fehlerhafte Auslösen der Sprinkleranlage, die die Münchner Kammerspiele mit über 6000 Litern Wasser flutete, ist noch nicht eindeutig geklärt. Gerald Feind »Den roten oder den blauen Draht?«

Artikel vom 02.06.2005
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