Albrecht Ackerland über Bierfuizlformulare

„Da schau her“

Wieder ist die CSU allen anderen einen Schritt voraus: Erst haben sie Bayern, die Lederhosen, das Laptop, den Maßkrug und den neuen Papst erfunden. Und jetzt tragen sie die Bürokratie ins Wirtshaus und schaffen sie doch gleichzeitig ab.

Will man nämlich der CSU beitreten, so braucht es kein langes Geplänkel mehr, keine Geschäftsstelle. Bürokratisch bleibt das Anmeldeverfahren trotzdem, denn auch weiterhin muss ein Formular ausgefüllt werden. Dieses ist aber neuerdings ein Bierfuizl.

„Ja, ich mache mit!“ steht drauf, und im ersten Moment fragt man sich: „Bei was eigentlich?“ Beim Wettsaufen, beim Stammtisch, beim Grölen, bei den Gebirgsschützen? Ja, auch. In erster Linie aber bei der CSU – dann nämlich, wenn man die faden Formularzeilen unter dem „Ich mache mit!“ ausfüllt. Partei-Mann Markus Söder hat vor kurzem in einem Interview geglaubt, „es hat noch nie einer bereut, wenn er CSU-Mitglied geworden ist. Im Gegenteil: Da ist man Teil einer großen Gemeinschaft.“

Wird also nicht mehr allzu lange dauern, bis das Bierfuizl-Formular Schule macht – so bürgernah und effizient, wie das ist. Der katholischen Kirche wird man das nicht zweimal sagen müssen, sie klagt schon lang über großen Schwund in der Herde. Ich freue mich jetzt schon, wenn ich meinen neuen Pass auf einem solchen Formular beantragen kann. Oder: Wenn der Depperltest für den Führerschein bei mir doch noch fällig ist, ich ihn aber dann bequem am Stammtisch ausfüllen kann.

Das Beste am Fuizl-Formular aber ist: Keiner kann sich mehr herausreden, er sei ja quasi geködert worden, weil seine Birne im Moment der Antragstellung so bierweich war. Denn: Wer ein Bierfuizl ausfüllt, bei dem ist ja klar, dass er vorher, nebenbei und danach noch viel mehr trinkt. Prost. Und bald heißt es nicht mehr: „Schwoam ma’s obe!“, sondern „Nehm’ ma’s auf!“

Artikel vom 19.05.2005
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