Gesundheitsforscher fordern mehr Schulsport – eine Studie soll zeigen warum

Lerchenau · »Zeigt her eure Fitness!«

Lauf! Lauf! Lauf! – Nahezu olympisches Flair herrschte beim TU-Fitnesstest in der Grundschule an der Waldmeisterstraße, denn jeder gab sein Bestes.	Foto: gf

Lauf! Lauf! Lauf! – Nahezu olympisches Flair herrschte beim TU-Fitnesstest in der Grundschule an der Waldmeisterstraße, denn jeder gab sein Bestes. Foto: gf

Lerchenau · »Wir haben jetzt schon mit den ersten Auswirkungen zu kämpfen, aber wenn die Entwicklung anhält...« So ganz genau könne sie die Auswirkungen offenbar zunehmender Fitnessdefizite bei Kindern auch nicht abschätzen, gesteht Diplom-Sportlehrerin Birgit Laube vom Lehrstuhl für Sport und Gesundheitsförderung der TU München.

Um das Risiko wissenschaftlich zu erörtern, heizten vergangene Woche, am 11. und 12. Mai, zahlreiche Sportstudenten im Rahmen einer groß angelegten Studie den Schülern der Grundschule an der Waldmeisterstraße mit kniffligen Sportaufgaben ein.

»Wir wollen feststellen, wie fit Münchens Schüler sind«, forscht Laube. Zahlreichen Studien zu Folge habe sich der allgemeine Gesundheitszustand bei Deutschlands Kindern in den vergangenen fünf Jahren deutlich verschlechtert. »Schon jetzt steigt die Zahl der Jugendlichen, die an Arteriesklerose und Diabetes erkranken dramatisch an.« Mangelnde Fitness, geringe Beweglichkeit und Übergewicht steigern das Risiko für spätere Herz-Kreislauferkrankungen.

Die Forderung der Studenten lautet deshalb: Mehr Sportunterricht an Schulen! Die geänderten Lebensumstände hielten bereits Sechsjährige ungesund lange auf ihren Stühlen. »Sitzen im Unterricht, sitzen vor’m Computer, sitzen vor dem Fernseher – die Kinder bewegen sich im Alltag nicht mehr so viel wie früher«, kritisiert Laube. Zudem fehle den meisten der Anreiz auf sportliche Betätigung, »dabei kann man gerade bei den Tests beobachten, dass die Kinder Spaß am ›sich messen‹ und austoben haben.« Und sie tobten sich aus! In der mit moderner Analysetechnik, Kameraüberwachung und Computern vollgestopften Turnhalle machten die ABC-Schützen Liegestütze, Sit-Ups, Reaktionstests, Sprintläufe und Step-Sprünge, dass mancher mit hochrotem Kopf gegen die Uhr ankämpfte.

Dass es dabei um rein wissenschaftliche Datenerfassung für die Studie ging, war den Kleinen jedoch nicht anzusehen. Im Nummern-Dress (damit keine Daten durcheinander geraten) machten die Grundschüler eine beinahe olympische Figur und stürzten sich enthusiastisch in jeden »Wettkampf« gegen Computer, Stoppuhr oder den »inneren Schweinehund«.

Rund 200 Kinder sind bereits auf diese Weise auf Gesundheitszustand, Kondition und Beweglichkeit getestet worden. Als nächste Station peilen die TU-Forscher Münchens Gymnasien an. »Schließlich vergleichen wir die Daten mit Analysen bereits erkrankter Kinder in der Kinderklinik Schwabing um detailliert festzustellen, welche Gefahren bei mangelnder Bewegung drohen.«

Im Juli sollen die Tests fertig sein. Spätestens dann, so Laube, werde der Ruf nach mehr Schulsport politische Konsequenzen fordern.

Artikel vom 17.05.2005
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