Fado-Königin Marizza singt im Prinzregententheater

München – Portugiesischer Blues

Marizza: Wenn sie singt, steht die Zeit still.Foto: VA

Marizza: Wenn sie singt, steht die Zeit still.Foto: VA

Unfälle zur See, Selbstmorde zu Lande; betrogene Männer, verlassene Frauen; nichts hat einen Sinn – außer la música: Beim Fado kündet eine tränenschwere Stimme von Unglücken noch und nöcher. Fado ist der Blues Portugals, er ist definitiv die unpassendste Musik zu fröhlichem Schenkelklopfen. Fado bedeutet Schicksal – und zwar kein Gutes.

Warum aber lieben die lustigen Portugiesen eigentlich solch traurige Musik? Sind sie etwa nicht so frohgemut, wie man immer meint? Ihr Fado klingt jedenfalls so, als ob sie gerne etwas hätten, das sie nicht kriegen.

Vielleicht steckt diese Unrast einfach drin in den Portugiesen, vielleicht waren sie deshalb einst so große Seefahrer. Vielleicht hatten sie gehofft drüben, am anderen Ende der Welt, zu finden, was fehlt.

Fado entstand Ende des 18. Jahrhunderts in den Armenvierteln Lissabons. Seine Blüte erlebte er in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Als seine unumstrittene Königin gilt die Sängerin Amália Rodrigues, die 1999 starb. Ihre einzig anerkannte Nachfolgerin ist die etwa 30-jährige Mariza, die bekannt ist für ihre blonde Wellenfrisur und ihr extravagantes Auftreten. Mariza sieht aus, als könnte sie genau so gut Gute-Laune-Dancefloor-Hits singen und dazu frech mit den Hüften wackeln.

Aber: „Wenn Mariza singt, steht die Zeit still. Jedes einzelne Wort ist mit intensiver Konzentration intoniert, jede Note trifft. Ebenso erstaunlich wie ihr betörender Gesang ist ihr erstaunliches Äußeres. Wir hören ihr bebend zu“, urteilte jüngst ein britischer Kritiker.

Geboren in Mozambique kam die amtierende Fado-Queen im Alter von acht Jahren nach Lissabon. Ihre ersten Schritte in die Musikszene machte sie in Casinos und Clubs - damals allerdings mit einem Mix aus Jazz, Soul, Gospel und brasilianischer Musik; nur hie und da hatte sie auch Fado im Programm. Spätestens aber, als sie zu einer Gala zu Ehren von Amália Rodrigues eingeladen wurde, war ihr weiterer musikalischer Weg vorherbestimmt.

Mit ihrem inzwischen dritten Studio-Album „Transparente“ ist Mariza zurzeit auf Welt-Tour. Angenehm leichte, zum Teil mit Streichern inszenierte Arrangements bilden darauf die Kulisse für ihre hingebungsvolle Charakterstimme.

Am Samstag, 30. April, stellt sie das Werk persönlich im Prinzregententheater vor – ab 20 Uhr. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 28.04.2005
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