München · Mörderisches Ikea-Prinzip

München · Ein neuer historischer Kriminalroman um den Möbeldesigner Michael Thonet aus der Feder der Münchner Autorin Heidi Rehn ist erschienen im Emons Verlag. In »Thonets Gesellen« geht es um Michael Thonet, das Ikea-Prinzip des 19. Jahrhunderts und zwei Morde im Vormärz.

Eine jahrzehntelange Wirtschaftsflaute, eine revolutionäre neue Idee der Möbelher-stellung, eine biedere Kleinstadt in politisch unruhigen Zeiten, dazu zwei Morde – das sind die Eckpunkte in Heidi Rehns historischem Kriminalroman »Thonets Gesellen«, der rund um die Werkstatt des genialen Tischlermeisters Michael Thonet spielt.

Lange bevor Michael Thonet in Wien mit seinem legendären Stuhl Nr. 14 – dem Wiener Kaffeehausstuhl schlechthin – weltberühmt wurde, feilte er bereits in seiner Heimatstadt im Mittelrheintal daran, Bugholzmöbel möglichst kostengünstig in Serie herzustellen. Doch der Tischlermeister war nicht nur ein Pionier der Möbelindustrie: Seine Idee, Stühle in wenige Einzelteile zerlegt und in Kisten verpackt in die ganze Welt zu verschicken, entpuppt sich aus heutiger Sicht als ein marketingtechnischer Geniestreich, als eine Art Ikea-Prinzips des 19. Jahrhunderts.

Damit ragte Thonet weit aus seiner Zeit heraus. Kein Wunder, dass er in Konflikt mit seinen Zeitgenossen und der damals im Rheintal herrschenden preußischen Regierung und ihrer rigiden Wirtschaftspolitik geriet. »Thonets Gesellen« ist ein opulenter historischer Kriminalroman. Komplexe Handlungsstränge entspinnen sich vor der Kulisse des lieblichen Rheintals.

Vor dem Hintergrund der Entstehung der Thonet-Möbel entwirft die Autorin das lebendige Bild einer Vergangenheit, in der Konfessionsstreitigkeiten den Nährboden für Verdächtigungen, Hass und Mord bilden.

Artikel vom 14.04.2005
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