Fünf Jahre paritätische Familienbildung mitten in Milbertshofen

Milbertshofen · Stärken und bilden

Zeigt her eure Finger! Fünf Jahre ist die Fabi jetzt in Milbertshofen – bunt, laut, beliebt und für viele eine wertvolle Anlaufstelle bei Erziehungsfragen, wissen Gabriele Däschner und (links) und Ulrike Merkl (rechts), von der Zweigstellenleitung.	Foto:

Zeigt her eure Finger! Fünf Jahre ist die Fabi jetzt in Milbertshofen – bunt, laut, beliebt und für viele eine wertvolle Anlaufstelle bei Erziehungsfragen, wissen Gabriele Däschner und (links) und Ulrike Merkl (rechts), von der Zweigstellenleitung. Foto:

Milbertshofen · Was viele nicht wissen: Wer im Familienbildungszentrum Milbertshofen am Korbiniansplatz 15 zaghaft die Türklingel drückt, löst einen kräftigen Alarm aus. Zeitgleich ertönt im Büro der »Fabi« ein gellender Schrill-Ton, als würde die Feuerwehr persönlich um Einlass bitten.

»Das muss schon so sein, denn wenn hier ein Kurs stattfindet, ist es mitunter ganz schön laut«, schmunzelt Ulrike Merkel, Leiterin der Fabi Milbertshofen, in dem kleinen Büro direkt neben dem großen Gruppenraum.

Einen kleinen Vorgeschmack vom sonst tosenden Treiben konnten sich die Besucher am vergangenen Freitag, 7. April, holen. Von 13 bis 18 Uhr feierten Fabi-Besucher und -Organisatoren das fünfjährige Jubiläum der Einrichtung in Milbertshofen.

In München unterhält die Familienbildungsstätte fünf Zweigstellen: Bogenhausen, Neuperlach, Thalkirchen-Sendling, Pasing und Milbertshofen. Dabei hat die Zweigstelle im Münchner Norden ihren Ursprung eigentlich im Hasenbergl. »Die Fabi war dort zunächst die einzige Soziale Einrichtung«, erinnert sich Merkl an die Anfänge. Doch mit der Zeit hätten sich nicht nur die Bedürfnisse und Ansprüche der Eltern geändert. So wandelte sich die Fabi vom Müttertreff der Nachkriegszeit hin zum pädagogischen Betrieb für Kinder und Eltern. Auch das soziale Umfeld und die Erreichbarkeit der Fabi am Hasenbergl hätten sich mit der Zeit gewandelt – vor fünf Jahren zog die Einrichtung schließlich am Korbiniansplatz ein.

»Wir wollten mit der Familienbildung im Münchner Norden einfach zentraler präsent sein und direkter erreichbar.« Trotz lauter Klingel, buntem Auftreten und ständigem Toben und Treiben in der Fabi hätte sich die Einrichtung in den vergangenen Jahren in der neuen Umgebung gut »eingelebt«.

»Wir haben zwar viele Stammbesucher auch sofort in Milbertshofen wieder getroffen, aber durch die zentralere Lage erreichen wir jetzt auch viel mehr Eltern und Kinder mit unserem Angebot«, ist Merkl ungebrochen optimistisch, was den Standort Milbertshofen angeht. Mit ihrem breit gefächertem Bildungsprogramm, von Geburtsvorbereitungskursen über Baby-Gruppen und Offene Treffen bis hin zu »Physik im Alltag«, verfolge die Fabi vor allem zwei ganz einfache Bildungsziele, so Merkl: «Eltern stärken, Kinder bilden!«

Supernannies haben keine Chance. »Hier arbeiten ausschließlich ausgebildete Fachkräfte daran, fundiertes Wissen mit dem Familienalltag zu verknüpfen – es gibt keine Patentlösungen!« Ulrike Merkl spricht aus Erfahrung. Zwar habe auch sie mitunter Einblick in »brennzlige Familiensituationen«, wie sie bei einschlägigen Reality-Shows gerne gezeigt werden, »aber die Dinge sind in Wirklichkeit einfach differenzierter als im Fernsehen.

Da scheint das gerne so ganz einfach: Problem – Lösung; dabei brauchen individuelle Situationen auch ganz unterschiedliche Herangehensweisen«, weiß die Erziehungsexpertin. Einzelkinder hätten demnach ganz andere Ansprüche als Zwillinge, ein großer Altersunterschied zwischen Geschwistern birgt andere Konflikte als ein geringer. »Das lässt sich nicht über einen Kamm scheren.«

Dabei seien die Eltern heute oft größeren Herausforderungen ausgesetzt als noch zu den Fabi-Anfangszeiten. »Die Zeiten der traditionellen Familienwerte sind vorbei und vielen fällt es einfach schwer, die eigenen Wertvorstellungen zu entwickeln und schließlich auch zu vermitteln.« Dazu kämen Belastungen in einer veränderten Arbeitswelt, Single-Haushalte und gestiegener Leistungsdruck in der Schule. Gewandelt habe sich daher auch das Kursinteresse der Teilnehmer: »Wir machen viel mehr Baby- und Kleinkinderkurse als früher. Das Angebot für die älteren Kinder ist dagegen differenzierter, da herrscht nicht so viel Nachfrage.« Merkl erklärt sich das veränderte Interesse aus »immer kürzeren Erziehungsurlauben«.

Rund 2000 Unterrichtsstunden für 1300 Erwachsene und 1300 Kinder gab die Fabi im vergangenen Jahr, ähnlich viele Stunden werden es auch im fünften Jahr in Milbertshofen werden. Trotz aller Angebotsvielfalt gelte jedoch stets ein strenges Prinzip in der Fabi: »Was die Teilnehmer aus den Kursen mitnehmen soll nicht primär von uns ausgehen, sondern aus dem erwachsen, was jeder einzelne schon mitbringt. Nur so entsteht die Wertschätzung füreinander, die Kinder und Erwachsene in der Gesellschaft stark macht und selbstbewusst bestehen lässt.« G. Feind

Artikel vom 12.04.2005
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