Die Isarfischer wollen den Kormoranen und Gänsesägern an den Kragen

Münchner Zentrum · Angeln mit der Schrotflinte

Gänsesäger und Badende: Bald auf der Flucht vor Schrotschüssen der Isarfischer?	Foto: Privat / mh

Gänsesäger und Badende: Bald auf der Flucht vor Schrotschüssen der Isarfischer? Foto: Privat / mh

Zentrum · Nicht nur Fischers Fritz fischt frische Fische: Auch Münchens Kormorane und Gänsesäger angeln massenhaft Äschen, Nasen und Bachforellen aus der Isar – beschwert sich zumindest Willi Ruff, Vorsitzender des Vereins der »Isarfischer«. »Gänsesäger fressen bis zu einem Pfund Fisch am Tag, Kormorane sogar bis zu einem Kilo.«

Weil sich die Angler von den Vögeln nicht weiter die Beute wegschnappen lassen wollen, beantragen sie nun, dass ihnen das Kreisverwaltungsreferat neben der Lizenz zum Angeln nun auch die Lizenz zum Schießen ausstellt: Per Schrotkugel oder zumindest per Schreckschuss wollen sie Kormorane und Co. aus der Stadt vertreiben. »Das ist absurd«, empört sich Heinz Sedlmeier, Geschäftsführer beim Landesbund für Vogelschutz. »Selbst, wenn die Angler die Kormorane abschießen dürften, würden sie keine treffen – weil keine da sind.«

Jahrein, jahraus tauche kein einziger dieser Fischfresser in der Stadt auf. Lediglich am Oberföhringer Wehr seien gelegentlich einige wenige zu sehen. Ferner befänden sich im gesamten Stadtgebiet nur 20 Gänsesäger – und nicht, wie die Isarfischer behaupteten, 50 bis 100. »Die 20 Gänsesäger können gar nicht so viel fressen, dass sie den Fischbestand gefährden.« Ohnehin seien Schreckschüsse im städtischen Naherholungsgebiet inakzeptabel: Das Geknalle würde, so Sedlmeier, die gesamte Vogelwelt durcheinander bringen.

»Die Fischer wollen auch zur Brutzeit schießen. Ohne Rücksicht darauf, dass Kormorane und Gänsesäger zu den bedrohten Tierarten zählen.« Seine Vermutung ist, dass die Angler »irrationale Hassgefühle« gegen Vögel hegen, die Fische fressen. Die Isarfischer aber rechtfertigen Schüsse auch im Stadtgebiet: »An der Isar herrscht eine ständige Lärmkulisse. Ein kurzer Knall fällt da nicht auf. Zudem merken andere Vögel schnell, dass wir sie nicht vertreiben wollen, denn Vögel sind schlau«, meint Ruff. Außerdem seien Nasen gefährdeter als Kormorane, wenn nicht bald etwas unternommen werde: »Sie werden gefressen, bevor sie zu groß für einen Vogelschnabel sind.«

Zudem setzen die Isarfischer jährlich Fische im Wert von rund 20.000 Euro in die Isar. »Es ist in Ordnung, wenn die Vögel einige davon fressen. Aber dass auch wir einen größeren Bruchteil davon rausholen wollen – das ist doch verständlich!« »Wir werden dennoch keine Schreckschüsse zulassen«, sagt Christopher Habl, Pressesprecher des Kreisverwaltungsreferats. »Der Isar-Raum ist ein wichtiges Naherholungsgebiet der Stadt: da greift keiner ins ökologische Gleichgewicht ein!«

Auch der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) erteilte den Fischern auf seiner jüngsten Sitzung ein klare Absage: »Wildes Geballere im Stadtgebiet kommt nicht in Frage«, erklärt Thomas Lange (SPD), BA- und Stadtrats-Mitglied. »Damit werden nur Fußgänger und Singvögel verschreckt, und das ohne Grund: Kormorane kennen Anwohner ohnehin nur aus dem Zoo – nicht aus der Natur.« Nadine Nöhmaier

Artikel vom 07.04.2005
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