Nach 13 Jahren Restaurierung: Privaträume der Villa Stuck für Publikum offen

Haidhausen · Lebens-Gesamtkunstwerk

In neuem Glanz: Der Empfangssalon in der Villa Stuck.	Foto: Jens Weber

In neuem Glanz: Der Empfangssalon in der Villa Stuck. Foto: Jens Weber

Haidhausen · Eine Amazone bewacht den Vorgarten. Griechische Reliefs zieren die Fassade. Im Inneren klingen Rom, Pompeji und Byzanz an. Auf der Suche nach der Welt des klassischen Altertums schuf sich der Münchner Künstlerfürst Franz von Stuck (1863-1928) um die Jahrhundertwende das Gesamtkunstwerk Villa Stuck.

Seit 1992 städtisches Museum, sieht nun in der Prinzregentenstraße 60 nach dreizehnjähriger Planungs-, Bau- und Restaurierungstätigkeit fast alles so aus wie zu Lebzeiten des letzten Malerfürsten. Samt Amazone. Ab Freitag steht die gesamte private Welt Franz von Stucks dem Publikum offen. Auch der nach pompeijanischen Vorbildern gestaltete Künstlergarten.

Und als besonderes Schmankerl finden am 18., 19. und 20. März von 11 bis 23 Uhr zu jeder halben Stunde Führungen durch die historischen Räume im Erdgeschoss sowie das ehemalige Maleratelier im ersten Obergeschoss statt – kostenfrei. Karten mit Aufdruck der Uhrzeit für die Führung können ab 18. März, ab 11 Uhr, an der Kasse des Museums Villa Stuck abgeholt werden.

Mehrere Teams von Restauratoren für Gemälde, Skulpturen, Stuck, Holz, Glas, Metall, Möbel sowie Kirchenmaler waren jahrelang damit beschäftigt, die bis ins kleinste Detail vom Künstler selbst entworfene Innenausstattung und Möblierung in den Repräsentationsräumen im Erdgeschoss in ihrer ursprünglichen Form wieder herzustellen.

Luxuriöse Stoffe wurden nachgewebt, originale Lampen detailgetreu wiederhergestellt, Parkettböden restauriert, ebenso das Spiegelfenster mit Glas aus Venedig und die restaurierten Goldmosaiken. In Stucks Maleratelier im ersten Obergeschoss wurde der »Altar der Sünde« wieder aufgebaut. Zahlreiche Holz- und Marmorteile, Friese, Kopien aus der Antike und umgebaute Gemälderahmen – jahrelang aus dem im Krieg schwer beschädigten Alten Atelier von den Stiftern der Villa Stuck, Amélie und Hans-Joachim Ziersch, aufbewahrt und dem Museum Villa Stuck gestiftet – wurden restauriert, ergänzt und an ihren angestammten Ort zurückgebracht.

Trotz Kriegsschäden blieben Vestibül, Empfangssalon und Musiksalon der so genannten Historischen Räume weitgehend in der originalen Ausstattung vorhanden. Die Wände des Musiksalons sind nach dem Vorbild pompeijanischer Wandmalereien in ein Rahmensystem von Ornamenten und Wandbildern aus der Hand Stucks gestellt. Der Raum wird von einem nächtlichen Sternenhimmel überwölbt. Glanzpunkt von Empfangssalon und Musiksalon sind die von Stuck entworfenen Möbel, mit denen er eine Goldmedaille auf der Pariser Weltausstellung 1900 errang. Sie wurden jahrelang ebenfalls restauriert und die Bezüge nach Vorlagen rekonstruiert.

12,97 Millionen Euro hat das die Stadt insgesamt gekostet. Doch die Villa Stuck zählt zu den Höhepunkten in der Geschichte der Künstlerhäuser. Der Maler Franz von Stuck entwarf nicht nur die einzigartige Architektur des Hauses, sondern schuf mit seinen Wohn- und Repräsentationsräumen unvergängliche Raumkunstwerke und eine auf Gesamtwirkung hin angelegte, farblich und kompositorisch höchst raffiniert gestaltete Ausstattung. Sie spiegelt den Willen Stucks zum Lebens-Gesamtkunstwerk wider. ms

Artikel vom 15.03.2005
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