Der „Soul-Allnighter“ zum 8. Mal in München

Mit Seele durch die Nacht

Aretha Franklin: Sie hat den Soul nicht erfunden, sie ist Soul. Und natürlich werden auch ihre Platten beim Soul-Allnighter aufgelegt.	Foto: VA

Aretha Franklin: Sie hat den Soul nicht erfunden, sie ist Soul. Und natürlich werden auch ihre Platten beim Soul-Allnighter aufgelegt. Foto: VA

Einst war es das Einzige, an das sich die unterdrückten Afro-Amerikaner klammern konnten: der Soul. Viel mehr als nur Musik-Genre, beinhaltete der Soul ein ganzes Lebensgefühl, eine Identifikation, ein schwarzes Selbstverständnis.

Gewachsen aus R’n’B und Gospelmusik, war am Durchbruch dieses Stils allen voran einer beteiligt, der dieser Tage dank eines Kinofilms zu neuen Ehren kommt: Ray Charles. Über die Jahre entwickelte sich der Soul schließlich in verschiedene Richtungen. Ob „Rare-Soul“, „Philly Sound“ oder „Northern Soul“ – die Liebhaber unterscheiden zwischen etlichen Feinheiten in Sound, Herkunft und Alter der Musik.

Diese Liebhaber gibt es auch in der Alten Welt zuhauf, und freilich sind die Fans längst nicht mehr alle schwarz. Großtreffen der eingefleischten Soul-Fans sind die so genannten „Allnighter“: Oft reisen sie hunderte Kilometer, um die ganze Nacht durch „ihren“ Soul von Original-Vinyl-Platten zu hören und mit anderen Experten fachzusimpeln. Einer der in Europa bekanntesten und beliebtesten „Soul-Allnighter“ findet seit 1997 in München statt: der „Tazmanian Devils Soul Event“.

Nun ist es wieder soweit, und laut Veranstalter gibt es im Loft (Friedenstraße 22) nur „die Schmankerl“ zu hören: „From north to south - from east to west - the best in northern, modern & rare soul!, heißt die Devise. Auch dieses Jahr werden die Münchner Soul Brothers and Sisters mit Motown, 60s, 70s, Rare und vor allem Northern Soul verwöhnt!“

Aus allen Himmelsrichtungen reisen die DJs an. Der Norden wird vertreten von Lars Bulnheim vom Hamburger „Shelter Club“ – er gilt als Europas vorderster Experte in Sachen „Modern Soul“. Der Mann aus dem Süden heißt Alvin Smethurst. Er lebt halb in München und halb in Manchester, ist Fachmann für „Northern Soul Classics“ und „Motown Sound“ und ist seit den Siebzigern gefragter DJ und Herr über eine legendär-riesige Plattensammlung.

Aus dem Osten, aus Leipzig, reist „Peanut Vendor“ an, aus dem Westen Peter Werhand von „Soul Experience“. „Im Raum Köln und Koblenz weiß man, was die Stunde geschlagen hat, wenn „the one and only“ Peter Werhand angekündigt wird! Er zündet sein Feierwerk mit Northern-Raketen, Rare-Soul-Knallern und Motown-Krachern!“, schwärmen die Veranstalter des Münchner „Soul Allnighters“.

Eine geballte Ladung an begehrten Scheiben samt ihren Besitzern kann man also heute Abend bestaunen – eine Gelegenheit nicht nur für diejenigen, die sich der Dimension von Soul wirklich bewusst sind, was er den Unterdrückten und von Rassismus Geplagten einst bedeutete. Denn: Bei allem Leid wurde trotzdem getanzt. Und tanzen lässt sich heute noch vorzüglich zu seelenvoller Musik, die zwar gut gealtert, aber so gar nicht angestaubt ist. Dafür spielen die DJs des „Allnighters“ ihre Platten viel zu oft und zu gerne.

Wer es heute nicht schafft, und doch in der richtigen Umgebung den Sound von Philly und Motown genießen will, der hat übrigens jeden Donnerstag die Möglichkeit dazu: ab 21 Uhr im Atomic Cafè (Neuthurmstraße 6).

Der 8. „Soul Allnighter“ ab 22 Uhr am Samstag im Loft, Friedenstraße 22.

Von Albrecht Ackerland

Artikel vom 10.03.2005
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