Große Visconti-Retrospektive im Filmmuseum

Altstadt · Eigene Poetik der Zeit

Altstadt · Noch bis 3. April findet im Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, eine große Luchino-Visconti-Retrospektive statt. Luchino Visconti (1906 bis 1976) zählt zu den einflussreichsten Künstlern der Nachkriegszeit.

Er war einer der Mitbegründer des filmischen Neorealismus, revolutionierte ab 1945 das italienische Theater und entwickelte im stetigen Wechsel zwischen Kino, Bühne und Oper eine einzigartige Ästhetik, in der sich diese Ausdrucksformen verbinden. Visconti wendet sich immer wieder der Weltliteratur zu (Dostojewskij, Lampedusa, Camus, Thomas Mann) und inszeniert mehrmals historische Stoffe, verliert die Gegenwart aber nie aus den Augen.

In Viscontis Kino entsteht ein Porträt der geschichtlichen Kräfte, die da politische und ästhetische Empfinden des 20. Jahrhunderts bestimmt haben. Mit atemberaubender Dekorversessenheit, die ein Maximum an realistischem Detail und kunstvoller Stilisierung anstrebt, rekonstruiert er eine »verlorene Zeit«, deren Untergang unausweichlich erscheint – die aber stets auch die Möglichkeit eines anderen Geschichtsverlaufs hervorruft. Er erschafft eine eigene Poetik der Zeit.

Er selbst, finanziell immer unabhängig, traditionell erzogen und umfassend gebildet, betrachtete sich einer vergangenen Welt, der des 19. Jahrhunderts, zugehörig. In einem seiner bekanntesten Filme, »II Gattopardo« (»Der Leopard«, 1962), thematisiert er das Vergehen einer alten Gesellschaftsordnung und das Aufgehen »moderner Zeiten«.

Die umfassende Retrospektive bietet zudem die Möglichkeit, internationale Stars wie Massimo Girotti, Anna Magnani, Alida Valli, Marcello Mastroianni, Burt Lancaster, Claudia Cardinale, Alain Delon, Romy Schneider, Helmut Berger, Helmut Griem, Ingrid Thulin, Silvana Mangano und Dirk Bogarde auf der Leinwand wiederzusehen.

Die genauen Termine der Retrospektive können dem Programmheft, da auch unter www.filmmuseum-muenchen.de im Internet abrufbar ist, entnommen werden. Der Eintritt kostet vier Euro, ermäßigt drei Euro (bei Film-Überlänge sechs Euro, ermäßigt fünf Euro). Eintrittskarten können vorbestellt werden unter Telefon 2 33-2 41 50.

Artikel vom 10.03.2005
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