Integration statt Isolation: »Eltern lernen Deutsch« an der Dieselschule

Moosach · Immer nah am Leben

Sprache näher bringen: Bereits seit sechs Jahren leitet Gudrun Penndorf (re.) den Sprachkurs an der Dieselschule. Riesen Fortschritte erzielte inzwischen auch schon Schülerin Katarina.	Foto: cr

Sprache näher bringen: Bereits seit sechs Jahren leitet Gudrun Penndorf (re.) den Sprachkurs an der Dieselschule. Riesen Fortschritte erzielte inzwischen auch schon Schülerin Katarina. Foto: cr

Moosach · Es ist Montagmorgen, halb neun und 16 Frauen zieht es in die Grund- und Hauptschule an der Dieselstraße 2. Doch anstatt ihre Kinder zur Schule zu bringen, gehen sie selbst in den Unterricht. Sie wollen Deutsch lernen, denn das ist nicht ihre Muttersprache.

Schon seit sechs Jahren gibt es dieses Projekt in Moosach. »Die Dieselschule war eine von zwei Münchner Pilotschulen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, vor allem Frauen die deutsche Sprache näher zu bringen«, blickt Kursleiterin Gudrun Penndorf zurück. »Doch mittlerweile nehmen vereinzelt auch Männer an dem einjährigen Kurs teil.« Ziel ist es, den ausländischen Mitbürgern ihren Alltag in Deutschland zu erleichtern, deshalb soll vor allem lebensnaher Stoff durchgenommen werden. So kann selbst der Besuch im Fitnessstudio spontan zum Thema werden – nah am Leben eben. Im Fortgeschrittenenkurs von Natalja Riesen werden auch Behördengänge und ähnlich komplexe Themen behandelt.

Viermal wöchentlich trifft sich die bunte Truppe, die zwar zum größten Teil aus türkischstämmigen Frauen besteht, aber mittlerweile durch Frauen aus dem Kosovo, Korea oder dem Iran erweitert wurde. »Früher kamen vor allem Frauen von Gastarbeitern zu uns, die es trotz der langen Zeit, die sie bereits hier lebten, nicht geschafft hatten, richtig Deutsch zu lernen«, schildert Penndorf. In solchen Fällen gehe es vor allem darum, verkrustete Strukturen zu durchbrechen, da sich viele von ihnen zumindest halbwegs verständigen können.

»Da muss man manchmal schon hartnäckig darauf beharren, dass es ›nichts‹ heißt und nicht ›nix‹ «, lacht Gudrun Penndorf. Heute geht der Trend eher dahin, dass sich türkische Männer junge Frauen aus ihrem Heimatland nach Deutschland holen: »Diese können manchmal gar kein Deutsch, wir versuchen ihnen beizubringen, wie sie sich beim Einkauf oder beim Arzt verständlich machen können«, erklärt die engagierte Lehrerin.

Gudrun Penndorf hat vor vier Jahren selbst angefangen Türkisch zu lernen um sich in ihre Schülerinnen und deren Kulturkreis hineinversetzen zu können. Als Lehrerin ist die studierte Sprachwissenschaftlerin schon von der ersten Stunde an dabei. Damals las sie durch Zufall eine Ausschreibung der »Initiativ Gruppe«, die sich um die Integration ausländischer Mitbürger bemüht und für die Organisation der Kurse verantwortlich ist.

Sie kümmert sich jeweils Montag und Mittwoch von 8.15 Uhr bis 11.00 Uhr um ihre »Schäflein«. Ihre Kollegin Natalja Riesen unterrichtet dienstags und donnerstags. Besonderes Schmankerl der Kurse ist die integrierte Kinderbetreuung, sodass auch Frauen mit kleinen oder auch mehreren Kindern eine Chance haben die deutsche Sprache zu lernen. Integration statt Isolation.

Der Kurs kostet pro Unterrichtsstunde einen Euro, ein staatlich subventionierter Kursbeitrag. Interessenten können jederzeit einsteigen und sich unter der Telefonnummer 9 50 50 36 informieren. Kathrin Schubert

Artikel vom 10.03.2005
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