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Kuriose »Frühlingswette« für alle im Englischen Garten
Englischer Garten · Welches Blatt traut sich zuerst?
Englischer Garten · München ist im Wettfieber. In diesem Fall geht es aber nicht um Fußball und Millionenbeträge, sondern um Bäume und grüne Blätter. Genauer gesagt: um das erste grüne Blatt in diesem Frühling, das an einem Baum im Englischen Garten sprießen wird. Noch ist die Parklandschaft in eine weiße Schneedecke gehüllt, aber das Frühlings- Kunstprojekt im Englischen Garten hat bereits begonnen.
Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Hep Monatzeder ruft der Bund Naturschutz gemeinsam mit der Künstlerin Helena Biermann Angel zur Frühlingswette 2005 auf.
An 53 Bäumen rund um den Monopteros sind Zahlen befestigt. Aufgabe ist es, zu schätzen, welcher Baum wohl als erstes ein Blatt zeigen wird. Dafür gibt es an einer Weggabelung westlich des Monopteros einen Informationspunkt.
Dort können Spaziergänger und Naturkundler eine Karte ziehen und auf einen Baum wetten. Wer auf den richtigen Baum tippt und auch noch den Namen des Baumes notiert, der kann gewinnen. Hauptpreis ist ein selbstangefertigtes Schmuckstück der Künstlerin oder eine Parkbank mit eingraviertem Namen des Siegers.
»Das Projekt soll das Interesse und die Wertschätzung der Münchner Bürger für ihre natürliche Umwelt fördern«, erklärt Rudolf Nützel, Geschäftsführer des Bund Naturschutz. Durch die Wettaktion setzen sich die Großstädter bewusst mit den Bäumen auseinander. Sie müssen genauer hinschauen. »Wir haben nur einheimische Bäume ausgesucht. Damit wollen wir gezielt Wissen über die Natur vermitteln«, so Nützel.
Die Idee für dieses Projekt entstand schon vor einigen Jahren. Die junge Künstlerin Helena Biermann Angel, ursprünglich aus Kolumbien, studiert nun an der Akademie der Bildenden Künste in München. »Jahreszeiten waren mir fremd«, erzählt sie. »Der erste Winter in Deutschland war etwas ganz Besonderes für mich. Aber ich hatte das Gefühl, dass er nicht mehr zu Ende gehen wird.« Um die Winterzeit zu verkürzen, hat sie mit ihren Freunden eine erste private Knospenwette abgeschlossen. Schon damals beteiligten sich Parkbesucher mit großer Freude an diesem Projekt. »Also beschloss ich, die Aktion auszuweiten«, erklärt die Künstlerin.
Auch die Verwaltung des Englischen Gartens freut sich. Thomas Köster, Leiter des Parks, sieht in diesem Projekt eine große Chance für den Erhalt der 200-jährigen Parklandschaft, die nicht nur unter Landschafts-, sondern auch unter Denkmalschutz steht. »Manchmal besuchen an einem Wochenende über 120.000 Münchner Bürger den Englischen Garten. Sie genießen die Vorzüge des Parks ganz umsonst, die Reinhaltung des Parks kostet aber eine Menge«, erklärt Köster. »Die Sensibilisierung des Bürgers ist ein erster Schritt, die Wettaktion ist dafür ein guter Ansatz.«
Beendet ist die Wette mit dem ersten grünen Blatt. Objektiver Prüfer ist Thomas Köster. »Aber Bäume können wir ja schlecht beeinflussen. Es ist also keine manipulierte Wette«, wie die Veranstalter augenzwinkernd versichern. Sobald die Gewinner feststehen, findet die Preisverleihung bei einem Picknick unter den 53 Bäumen statt. Sophia Seiderer
Artikel vom 01.03.2005Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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