Unterschleißheimer Eltern nehmen Schulwegsicherheit selbst in die Hand

Unterschleißheim · Für nur eine halbe Tasse

So sieht ehrenamtliche Sicherheit aus: Initiatorin Gabi Minich (rote Jacke) ist stolz auf das rege Engagement der frisch gebackenen Schulweghelfer.	Foto: gf

So sieht ehrenamtliche Sicherheit aus: Initiatorin Gabi Minich (rote Jacke) ist stolz auf das rege Engagement der frisch gebackenen Schulweghelfer. Foto: gf

Unterschleißheim · Bildungsoffensive Bayern: G8, Einschnitte in der Lernmittelfreiheit, Budgetkürzungen und Studiengebühren – alleine einen sicheren Schulweg zu gewährleisten schafft keine Reform auf politischem Parkett.

»Ich war völlig überrascht, wie schnell die Autofahrer anfangen Rücksicht zu nehmen«, erzählte Gabi Minich, Initiatorin des Schulweghelfer-Projekts an der Grundschule an der Johann-Schmid-Straße, bei der offiziellen Einweisung der Schulweghelfer am vergangenen Freitag. Bislang habe es in Unterschleißheim noch keine derartige Initiative gegeben, blickte Minich zurück. »Und ein bisschen stolz bin ich schon drauf, dass jetzt so viele mitmachen.«

Schließlich sei es nicht gerade leicht gewesen, Mitstreiter für Kreuzungen und Fußgängerüberwege Richtung Schule zu finden. Zumal die kalten Morgenstunden, zwischen 7.15 und 7.45 Uhr, verrichten die Schulweghelfer mit Kelle und Signalweste ihren ehrenamtlichen Dienst, derzeit nicht gerade zum Freigang einladen. »Gerade deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen, die Dinge anzupacken«, stimmte jedoch auch Frank Schäfer, Verkehrsbeauftragter des Elternbeirats der Michael Ende Grundschule, mit der Initiatorin überein.

Unabhängig voneinander hätten die beiden Schulen ihren Aktionsstart für den Schulbeginn nach den Faschingsferien angesetzt – wenn Eis, Schnee und Kälte die Straßen rutschig machen. »Auf diese Weise kommt es im Sommer bestimmt nicht zu Ausfällen«, spekuliert Schäfer.

Dabei seien es inzwischen gar die Schüler selbst, die ihre Eltern mobilisieren möchten, beobachtete Minich. »Die versuchen ihre Eltern zu überreden, weil die Kinder das Engagement der anderen Eltern einfach toll finden.« Allein die Präsenz der Schulweghelfer, seit zwei Wochen stehen die ersten zehn bereits täglich an wichtigen Kreuzungen, habe »heilsamen« Einfluss auf die Autofahrer.

»Am ersten Tag in der Bezirksstraße gings schon ziemlich flott zu«, erinnert sich Minich. Der Schreck sei manchem Fahrer in die Knochen gefahren beim Anblick der gelbbejackten Kellenschwinger. Mit Notizblock und wachsamen Blicken sprachen die Schulweghelfer ohne Worte ins Gewissen der Fahrer. »Schon am zweiten Tag waren die gleichen Autofahrer vorsichtiger und rücksichtsvoller.«

Ein vielversprechender Anfang, dem jetzt auch eine Initiative der Grundschule an der Ganghofer Straße folgen soll. Allein die Freiwilligen fehlen meist. Ausrüstung und Kelle werden den Teilnehmern dabei kostenlos gestellt. Und auch der Zeitaufwand für die Hilfsleistung sei sehr gering, rechnet Minich vor: »Ich trink halt jetzt jeden Morgen nur eine halbe Tasse Kaffee.«

Diese Konditionen überzeugten an der Johann-Schmid-Straße bislang nicht nur 15 Eltern. Sogar zwei Großeltern sind jeden Morgen mit dabei. »Besonders freut mich aber das Engagement der beiden Jugendlichen.« Denn zwei Teenager, die bislang noch keine Lehrstelle gefunden haben, helfen den ABC-Schützen freiwillig, jeden Morgen sicher in die Schule zu kommen. Gerald Feind

Artikel vom 01.03.2005
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