Im Amerikahaus lässt man Arthus Miller auferstehen

Das Gewissen Amerikas lebt

Ein weltweit erfahrenes Ensemble, ein global geschätzter und geliebter Autor – was kann man mehr erwarten?	Foto: VA

Ein weltweit erfahrenes Ensemble, ein global geschätzter und geliebter Autor – was kann man mehr erwarten? Foto: VA

„So lange du kämpfst, bist du nicht tot.“ Worte des am letzten Donnerstag verstorbenen Arthur Miller, die treffender nicht sein könnten: Als einer der einflussreichsten Dramenautoren seiner Zeit, werden Millers Stücke auch nach seinem Tod nicht von den Weltbühnen verschwinden.

Das gilt auch für München und am Samstag präsentiert die „American Drama Group Europe“ im Amerikahaus „The Crucible“ (Hexenjagd), eines der bekanntesten Stücke des amerikanischen Dramatikers. Im New York des frühen 20. Jahrhunderts geboren, prägte der weltweite Börsencrash der zwanziger Jahre und die darauf folgende extreme Armut vieler Menschen den jungen Miller und seine Stücke.

Themen wie soziale Konflikte und der amerikanische Traum standen im Mittelpunkt seiner Dramen. Die internationale Literaturkritik nannte ihn also nicht ohne Grund das „Gewissen Amerikas“ und den „Meister der Sozialtragödie“. 1949 erbrachte das Stück „Tod eines Handlungsreisenden“ Miller seinen Ruf als einer der begnadetsten amerikanischen Literaten und bescherte ihm den Pulitzer Preis. Für seine damalige Lebensgefährtin Marilyn Monroe schrieb er „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“, was ihm einmal mehr einen Platz im Rampenlicht sicherte.

In „The Crucible“ griff Miller die Salemer Hexenprozesse von 1692 auf und kritisierte damit zeitgleich die Kommunistenverfolgungen der McCarthy-Ära, was ihm eine Anklage beim „Ausschuss zur Bekämpfung unamerikanischer Umtriebe“ einbrachte. Mit „The Crucible“ zeigte Miller kunstvoll, wie eine ganze Stadt in eine Massenhysterie und einem daraus resultierenden grausamen Verfolgungswahn verfallen kann, in dem wilde Denunziationen unter den Einwohnern zu fraglichen Hexenprozessen führen.

„Die Sünde des gesellschaftlichen Terrors besteht darin, den Menschen seines Gewissens zu berauben und damit seiner Persönlichkeit“, sagte Miller selbst über „Hexenjagd“, dass er als „aggressives Stück“ bezeichnete. Heute ist die Thematik des 1953 enstandenen Stückes aktueller denn je: Schließlich ist doch gerade religiöser Fanatismus in den Mittelpunkt der gegenwärtigen Gefahren gerutscht und nicht mehr aus den Nachrichtensendungen wegzudenken.

„Arthur Miller war ein großartiger Dramatiker und ein großartiger Mann – seine Stücke gehören zu den besten, die im 20. Jahrhundert produziert wurden“, meint Harold Pinter, ein britischer Dramenautor und politischer Aktivist. Wer das in Originalsprache live erleben und beweisen möchte, dass Arthur Millers Gedanken noch lange nicht tot sind, sollte am heutigen Samstag ins Amerikahaus kommen. Dort wird von einem weltweit erfahrenen Ensemble, in gewohnt einfacher, aber besonders effektiver Weise, die „Hexenjagd“ zum Leben erweckt.

„The Crucible“, 20.2.05, 19.30 Uhr, Amerikahaus, Karolinenplatz 3. Von Janina Lichnofsky

Artikel vom 17.02.2005
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