Wladimir Kaminer mit der »Russendisko« in Schwabing

Harte Jungs singen Reggae

Rücksichtslose Schallplattenunterhalter ohne Scham: Wladimir Kaminer (links) und Yuriy Gurzhy.	 	Foto: VA

Rücksichtslose Schallplattenunterhalter ohne Scham: Wladimir Kaminer (links) und Yuriy Gurzhy. Foto: VA

Schwabing – Beim Sommerfest des Bundespräsidenten oder gar im Frühstücksfernsehen bei Cherno Jobatey – Wladimir Kaminer ist Deutschlands Lieblingsrusse. In Moskau geboren und seit 1990 in Berlin, avancierte der 37-Jährige mit Alltagsgeschichten voll von lakonischem Witz und mit feinem Blick für Skurriles über Nacht zu einem der beliebtesten und gefragtesten Jungautoren hierzulande.

„Russendisko” heißt nicht nur sein erster Erzählband, sondern auch ein bunter Abend, den Kaminer regelmäßig mit Freunden im Berliner Kaffee Burger organisiert und dabei obskure Musik auflegt. Was als „Wildes Tanzen in den Jahrestag der Großen Oktoberrevolution” begann, gilt mittlerweile als „Kult”.

Ob trotz dieses zwiespältigen Etiketts der vorzügliche Ruf, der Kaminer als Autor, Leser seiner Texte und DJ vorauseilt, berechtigt ist, lässt sich am Samstag, 15. Januar, überprüfen – wenn die „Russendisko“ in die Reithalle, Heßstraße 132, kommt (Karten bei München Ticket). Um 21 Uhr liest Kaminer. Ab 23 Uhr bedient er zusammen mit DJ Yuriy Gurzhi die Plattenteller und versorgt sein Publikum mit launiger Tanzmusik jenseits aller Geschmacksgrenzen.

Darf man Kaminer glauben, verwandelt sich die eigentlich anständige Veranstaltung gern mal in eine wilde Orgie, bei der alles möglich ist: so wollte an irgendeinem „Russendisko”- Abend ein Gast aus Afrika vom russischen DJ wissen, ob der Chor der sowjetischen Armee auch Reggae könne. Prompt wurde der Wunsch erfüllt. Was für manchen wohl zuviel des Guten war. „Die Russen können wohl alles”, murmelte ein Mann und kippte, versichert Kaminer, auf der Stelle um.

Artikel vom 05.01.2005
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