Mia am Samstag in der Muffathalle

Polarisierende Mieze

Deutsche Texte, vier Instrumentalisten, süßes Mädel, fertig ist die Erfolgscombo. Foto: VA

Deutsche Texte, vier Instrumentalisten, süßes Mädel, fertig ist die Erfolgscombo. Foto: VA

„Ich schüre Wut auf allen Seiten, ich will, dass sich die Lager spalten.“ Zwei Jahre ist es her, dass Mieze, die Frontfrau der Berliner Electropunk-Band Mia, diese Zeilen aus dem Song „Verrückt“ zum ersten Mal dem Publikum präsentierte. Was damals, als die Band höchstens Indie-Rock-Fans bekannt war, vielleicht etwas überzogen klang, hat sich im vergangenen Jahr als absolut wahr herausgestellt.

Kaum eine deutsche Band polarisierte 2004 so sehr die Gemüter wie die seit 1997 existierende Combo Mia. Den Nationalstolz und die „schwere Bedeutung der deutschen Farben“ wolle man wiederbeleben, verkündete Mia Anfang 2004. Das saß! „Nationalstolz“, „Patriotismus“ oder gar „Nationalismus“ sind hierzulande immer noch harter Tobak, der nur aus dem rechten Lager erwartet wird.

Oder bisweilen von alternden Schriftstellern. Aber nicht von einer eher unpolitisch daherkommenden Berliner Electroband. Und schon gar nicht, wenn die Band sich selbst als „links“ bezeichnet. Langfristig geschadet hat das Patriotismus-Bekenntnis der Formation aber nicht.

Eher im Gegenteil: Zwar flogen im Januar 2004 auf Konzerten vor Studenten noch einige faule Eier auf Mieze und die vier Jungs der Band und vor allem in ihrer Heimat Berlin kursierten bald die ersten „Mia sind schlecht“-Aufkleber, aber dann legte sich die Aufregung auch wieder.

Und ehe sich die Band versah, war sie auch schon beim nationalen Vorentscheid für den „Eurovision-Song-Contest“ angetreten, und war danach fast das ganze Jahr auf Tour. Wofür eine Patriotismus-Debatte alles gut sein kann, zeigte sich, als das Goethe-Institut Mia bis nach Russland schickte, um die Einheimischen auf die erfrischende junge deutsche Kultur aufmerksam zu machen. Und auch heute noch verbringen Mia, die sich übrigens selbst am liebsten mit Punkt schreiben (also „Mia.“), die meiste Zeit im Tourbus. Auch in München werden sie mit einem solchen Bus am heutigen Samstag ankommen. Dann werden sie aussteigen, in die Muffathalle gehen und, wie immer, die Halle zum Toben bringen. Ob mit oder ohne Eier.

Mia, 8. Januar 2005, 21 Uhr (Einlass 20 Uhr), Muffathalle, Zellstraße 4. Von Filippo Cataldo

Artikel vom 05.01.2005
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