Jahresstatistik des Sucht-Notrufs

Von Alcopop bis Zigarette

München · 28 28 22 – Wer diese Nummer wählt hat nicht selten eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Es ist die Rufnummer des Telefon-Notrufs für Suchtgefährdete an die sich auch Angehörige Suchtkranker wenden können.

Wie beispielsweise zwei junge Damen, die sich im Laufe des vergangenen Jahres beim Telefon-Notruf für Suchtgefährdete in München gemeldet hatten, um sich zu erkundigen, ob die Alcopops, die sie jedes Wochenende konsumieren, tatsächlich so gefährlich seien wie überall zu lesen sei.

Solche und viele ähnliche Geschichten stecken hinter der nun veröffentlichten Jahresstatistik des Sucht-Notrufs. Die Berater konnten den Jugendlichen in diesem Fall genauere Informationen über den Inhalt des Modegetränks und die Gefahren der Gewöhnung vor allem in einem sehr frühen Alter geben, worüber die Mädchen sehr überrascht waren.

Tatsächlich ist Alkohol, so weist es die Statistik aus, der überwiegende Grund für einen Anruf bei dieser Münchner Sucht-Hotline. Dabei werden nur in ganz wenigen Fällen vorbeugende Anfragen gestellt. Meistens liegt bereits eine massive Abhängigkeit vor und die Betroffenen oder Angehörige erkundigen sich, häufig nach einem langen Leidensweg, wie sie diese Suchtspirale durchbrechen können.

Für das vergangene Jahr weist die Statistik insgesamt 4170 Anrufe aus, 1835 davon zum Thema Alkohol in den Bereich »Illegale Drogen« fielen 998 Anrufe. Rat und Hilfe wegen Medikamenten suchten 236 Menschen, in der Sparte Spielsucht waren es 117 und wegen Essstörungen meldeten sich 78 Anrufer.

Starke Zunahme verzeichneten die Helfer bei Fragen nach Nikotinsucht, wobei hier zum Einen die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zunehmend Druck auf die Raucher ausüben. Andererseits bietet das Beratungszentrum Tal 19 auch Raucher-Entwöhnungskurse an, für die sich ein Anrufer beim Telefon-Notruf gleich anmelden kann.

Unter den tatsächlich geführten Gesprächen – ohne Aufleger und Schweigeanrufe – waren 984 weibliche und 1350 männliche Hilfesuchende. Fast 40 Prozent der Anfragen kamen aus der Altersgruppe 31 bis 45 Jahre, bis 60 Jahre waren weitere 26 Prozent zu verzeichnen, etwas geringer (17 Prozent) fällt der Anteil der 18- bis 30-Jährigen aus. Über 60 oder unter 18 Jahren war nur ein geringer Anteil der Anrufer.

55 Ehrenamtliche sind engagiert, um den Telefon-Notruf rund um die Uhr besetzt zu halten. Sie haben eine fundierte Ausbildung zum Thema Sucht, Suchtmittel und Gesprächsführung erhalten. Manche arbeiten schon seit über 20 Jahren bei dieser Einrichtung mit und wurden im Laufe ihrer langen, ehrenamtlichen Tätigkeit mit tragischen Schicksalen konfrontiert. In regelmäßigen Abständen werden neue Mitarbeiter ausgebildet, demnächst startet wieder ein Kurs für Ehrenamtliche.

Der Telefon-Notruf für Suchtgefährdete und Angehörige hilft rund um die Uhr, anonym und kompetent: 089/ 28 28 22. Online-Beratung ist auch per Internet möglich unter telefonnotruf@aol.com.

Artikel vom 05.01.2005
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