Kunstpark-Nord-Betreiber packt der Ehrgeiz: »Bis zur WM sind wir fertig!«

Wider der brachen Idylle

Ticketbuden oder Partymeile? Irgendwas wird auf dem für den Kunstpark-Nord freigehaltenen Areal in Stadionnähe schon Platz finden. Dass der Kunstpark bis zur WM fertig sein soll, daran zweifeln alle – außer den Betreibern.	Foto: Archiv

Ticketbuden oder Partymeile? Irgendwas wird auf dem für den Kunstpark-Nord freigehaltenen Areal in Stadionnähe schon Platz finden. Dass der Kunstpark bis zur WM fertig sein soll, daran zweifeln alle – außer den Betreibern. Foto: Archiv

Münchner Norden · Endlich Nichtraucher, ein paar Kilo abspecken oder mehr Sport treiben – die meisten Vorsätze zum Jahresbeginn halten sich im Rahmen des Machbaren. Einen ehrgeizigen Neujahrsvorsatz an der Grenze zum Machbaren haben hingegen Wolfgang Nöth und Matthias Scheffel von der Kunstpark-Nord Betreibergesellschaft gefasst.

»Von uns aus kann’s losgehen!«, erklärte Scheffel, Geschäftsführer der Kunstpark-Nord Vermietungs GmbH, auf Anfrage der Nord-Rundschau.

Gemeint ist das Mammutprojekt im Münchner Norden, der Kunstpark-Nord. »Im April könnten wir mit den Bauarbeiten beginnen«, so der ehrgeizige Zeitplan seitens der Betreiber. Die Finanzierung der Baukosten von rund 26,6 Millionen Euro sei nämlich geklärt. Eine Münchner Bank habe sich schließlich als Kostenträger gefunden, so Scheffel. Damit stünde einer Realisierung des Party- und Flaniertempels in Sichtweite zum neuen Stadion auf dem Areal in Fröttmaning bis zur WM 2006 nichts mehr im Wege.

Die Münchner CSU, von Beginn an schärfster Kritiker des Kunstpark-Nord, zweifelt indes an den Plänen. »Die Finanzierung steht offensichtlich auf wackeligen Füßen«, nahm Richard Quaas, stellvertretender CSU-Fraktionsführer im Stadtrat, Stellung. Die Szene rund ums Nachtleben sei in der Krise, so Quaas weiter, »da ist höchste Vorsicht geboten.« Angesichts der hohen Zugeständnisse seitens der Stadt und der »sprunghaften Mentalität der Betreiber« sei viel mehr zu befürchten, dass »München zum Schluss mit einem entwerteten Projekt da steht.«

Eine andere Befürchtung der CSU scheint sich bereits zu bewahrheiten: Wird statt ausladender Bauten mit bunten Leuchtreklamen zahlreicher Gastronomiebetriebe die Stadionumgebung 2006 nur dumpfes Brachlandambiente zieren? Mit seiner Zielvorgabe, bereits im April mit dem Bau zu beginnen und so bis zur Fußball-WM 2006 mit dem Kunstpark-Nord fertig zu sein, steht Scheffel nämlich offenbar alleine. Selbst Kommunalreferentin Gabriele Friderich zweifelt am Gelingen: »Die Verträge sind zwar unterzeichnungsreif – dass der Kunstpark allerdings bis zur WM fertig sein soll, darf stark bezweifelt werden.« Die Genehmigungen müssten schließlich alle erst erteilt werden – den Schwarzen Peter gibt auch Scheffel gerne ab: »An uns werden weitere Verzögerungen nicht liegen.«

Andernorts, im Referat für Wirtschaft und Arbeit sowie im Organisationskomitee (OK) zur WM, haben Interessenten an dem stadionnahen Gelände inzwischen ganz eigene Pläne entwickelt. Zwar gebe es noch keine offiziellen Bedarfsanforderungen seitens des OK, erklärte Rudolf Boneberger vom Referat für Wirtschaft und Arbeit auf Anfrage, »aber erste Gespräche wurden bereits geführt.«

Demnach seien die Veranstalter der WM nämlich rege daran interessiert, neben dem Stadion keine leeren Kiesflächen zu sehen. Buden, Container und Stellflächen für Organisationseinrichtungen, Busparkplätze und Ticketverkauf wären nach Ansicht des Komitees dort genau richtig aufgehoben. »Der Kunstpark-Nord hätte natürlich Vorrang«, räumt Boneberger zwar ein – an ein fertiges Projekt zur WM 2006 will aber auch er nicht so recht glauben.

Artikel vom 04.01.2005
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