Das Max-Josef-Stift im Reformfieber: ein Interview mit Direktor Werner Peschaut

Mehr Freiräume für Schulen

Bogenhausen · Auch Münchens Schulen sind derzeit fest in der Hand von Chaos, Streit und Trubel. Nachdem per G8-Reform nicht nur die neunte Jahrgangsstufe an den Gymnasien eingespart wird, sondern auch die »mobile Reserven« fehlen im Freistaat, zwischen 850 und 1.150 Lehrer - Tendenz steigend.

Der Sparkurs der bayerischen Staatsregierung kollidiert mit dem neuen, achtstufigen Gymnasium, das einen erhöhten Personalbedarf hat. Am Michaeli-Gymnasium hat Schuldirektor Henrik Rehn bereits die Eltern brieflich gebeten, sich zu melden, wenn sie »bereit wären, für einen längeren Krankheitsfall auszuhelfen«.

Und die Lehrerkräfte und Schülerinnen des Max-Josef-Stift in München müssen noch eine weitere Reform erdulden – immerhin gern, wie Schulleiter Werner Peschaut erklärt. Seine Schule ist Teil des Modellprojekts »Modus 21 – Schule in Verantwortung« – ein Versuch, den Schulen mehr Freiräume zu geben in Zeiten des Lehrermangels.

Herr Peschaut, Reformen klingen stets nach Arbeit und Leiden. Ihre Schule hat neben der bayernweiten G8-Reform auch noch »Modus 21« zu bewältigen. Was erwarten Sie sich davon? Werner Peschaut: »Modus 21« ist ein Produkt des »Bildungspaktes Bayern« von Kultusministerium und Unternehmen mit dem Ziel die Schulen besser an die Realität anzupassen und die Schüler besser auf die Realität vorzubereiten. Besonders verständlich wird das durch den Slogan »Schule in Verantwortung«: Wir müssen uns nicht mehr ganz so streng an die Schulordnung halten – wir bekommen mehr Freiheiten und ein wenig finanzielle Unterstützung.

Freiheiten für Lehrer oder auch für die Schüler? Für alle Beteiligten: Wir können auch Maßnahmen durchführen, die den Schülerinnen Spaß machen – Arbeitsgruppen, Projektkurse, jahrgangsübergreifenden Sportunterricht oder Rhetorikseminare.

In meinen Augen soll Schule Lebensraum sein und Lebensraum setzt voraus, dass er Spaß macht. Die Schülerinnen bleiben am Nachmittag gerne da und auch das Kollegium fühlt sich freier: Selber Ideen entwickeln macht eben mehr Spaß.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen G8 und dem Wunsch nach mehr Verantwortung? Durch die G8-Reform wird es künftig sowieso Nachmittagsunterricht geben. Als Schule mit Tagesheim und Internat haben wir hier schon Ressourcen, die werden durch die Teilnahme am »Modus«-Projekt noch besser genutzt. Das Projekt ist aber keine direkte Reaktion auf die G8-Reform und den Lehrermangel, wie es etwa am Michaeli-Gymnasium der Fall ist.

Aber auch das »Modus«-Projekt sieht vor, dass Eltern einbezogen werden. Ich möchte die »Modus«-Idee an einem Beispiel aufzeigen: Im Schwimmunterricht der fünften Klasse kann aufgrund der Aufsichtspflicht nur eine begrenzte Anzahl Kinder gleichzeitig ins Wasser. Wir haben eine Mutter gefunden – eine Leistungsschwimmerin – die sich an der Aufsicht beteiligt. Jetzt können doppelt so viele Kinder schwimmen.

Und zahlt sich das auch in den Noten aus? Die sind ja immer noch das Wichtigste für bayerische Schüler. Ob das gleich messbar ist, weiß ich nicht. Aber ich kann es mir schon vorstellen: Statt unangesagter Stegreif-Aufgaben arbeiten wir jetzt vermehrt mit angekündigten Tests, für die eher gelernt wird. Max Hägler

Artikel vom 22.12.2004
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