Weihnachtszauber in Bild und Ton: besondere Krippe in St. Peter und Paul

Bringt Augen zum Strahlen

Wird in St. Peter und Paul erst an Heiligabend enthüllt: die Hirten besuchen das Jesuskind. 	Foto: pa

Wird in St. Peter und Paul erst an Heiligabend enthüllt: die Hirten besuchen das Jesuskind. Foto: pa

Feldmoching · Kinderaugen leuchten wenn sie eine Weihnachtskrippe sehen. In St. Peter und Paul, in der Feldmochinger Straße 401, leuchten beim Anblick der dort aufgebauten Krippe auch die Augen der Erwachsenen.

Wie bei Reinhard Strigl, der dieses Jahr zum vierzehnten Mal die Krippe in der Feldmochinger Kirche aufbaut. Die Bemalung um die Krippe herum stammt aus den fünfziger Jahren, ebenso wie die 40, knapp 30 Zentimeter hohen Figuren aus Holz und Gips.

Den Boden und die restliche Umgebung der Krippe hat Strigl eigenhändig und mit viel Liebe zum Detail selbst gestaltet. »Ich habe schon immer gerne gebastelt und gewerkelt«, erzählt der Rentner stolz. »Als vor 14 Jahren die Kirche umgebaut wurde und die Krippe ihr eigenes großes Schaufenster bekam, habe ich nach und nach neue Bestandteile für die Umgebung dazugefügt.« Die Krippenfiguren sind dabei etwas Besonderes. Professor Otto Zehentbauer, freischaffender Künstler, gelernter Kunstmaler und Bildhauer aus München, fertigte sie an. Er starb 1961, bekam am Lehnbachplatz ein Denkmal errichtet und ist auf dem Feldmochinger Friedhof hinter der Kirche beerdigt.

Ab Heiligabend kann man dieses liebevoll gestaltete, kleine Kunstwerk in Feldmoching bewundern. Die Kirche hat täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Am Heiligen Abend findet der Familiengottesdienst um 16 Uhr, die Seniorenmesse um 17.30 Uhr und die Christmette um 22 Uhr statt. Wer es bis dahin nicht schafft, hat noch bis zu Lichtmess am 2. Februar Zeit. Denn es wird nicht nur das Bild der Heiligen Nacht, sondern auch die Flucht aus Bethlehem dargestellt. Für wahlweise 20 oder 50 Cent, die man in den dafür vorgesehenen Behälter wirft, erhält man den kompletten Weihnachtszauber: die Krippe erstrahlt mit schönen Lichteffekten, dazu erklingt Musik. Aline Paleduhn

Krippen finden sich in Deutschland in fast allen katholischen und mittlerweile auch einigen evangelischen Kirchen – vor allem zur Adventszeit. Die besondere Gestaltung der Krippenlandschaft hat in vielen Gemeinden eine alte Tradition und der Aufbau wird, wie in Feldmoching, über über Jahre von der gleichen Person vorgenommen und sogar manchmal weitervererbt.

Wie die Tradition der Weihnachtskrippen entstanden ist

Krippen finden sich in Deutschland in fast allen katholischen und mittlerweile auch einigen evangelischen Kirchen – vor allem zur Adventszeit. Die besondere Gestaltung der Krippenlandschaft hat in vielen Gemeinden eine alte Tradition und der Aufbau wird über Jahre von der gleichen Person vorgenommen und sogar manchmal weitervererbt.

Der Krippenbauer arbeitete stets wie der Regisseur im Theater. Er kann die Figuren beliebig umstellen und die Szenen entsprechend den liturgisch oder brauchtümlich festgelegten Terminen verändern wie in den aufeinanderfolgenden Akten eines Schauspiels: eine Art »gefrorenes Theater«. Die Themen der Weihnachtskrippen beginnen mit der Verkündung der Maria. Die Herbergssuche leitet den eigentlichen Weihnachtsfestkreis ein. Ihr folgen die Verkündigung an die Hirten und die Könige sowie Zug und Anbetung der beiden Gruppen zum Stall von Bethlehem. Manche Krippen zeigen als letztes Bild des Weihnachtsfestkreises noch die Hochzeit zu Kanaa, das erste öffentliche Auftreten Jesu.

1567 findet sich die erste Aufzeichnung über eine private, häusliche Weihnachtskrippe in Amalfi. In Süddeutschland beginnt der Bau realistischer Krippen erst Ende des 16. Jahrhunderts. Die Wittelsbacherin Erzherzogin Maria wollte eine Jahreskrippe im häuslichen Bereich aufbauen, um damit ihre 15 Kinder in der biblischen Geschichte zu unterweisen. Hatte hier in München - wie beispielsweise einige Zeit später auch in Neapel - der Hof den Krippenbau gefördert, ja teilweise erst initiiert, so waren es im kirchlichen und klösterlichen Bereich vor allem die Jesuiten, die sich seit dem frühen 17. Jahrhundert dem Krippenbau widmeten.

Gerade dieser Orden hatte die pädagogischen Möglichkeiten der Krippe ebenso erkannt wie diejenigen des religiösen Schauspiels und nutzte alle Wirkungen der realistischen, theatralischen und daher besonders einprägsamen Darstellung zur religiösen Unterweisung. Im Jahre 1601 bauten sie ihre erste Klosterkrippe in Altötting auf, 1607 folgte München.

Mehr als ein Jahrhundert lang beschränkte sich der Krippenbau im Alpenraum, wie in anderen Gegenden auch, hauptsächlich auf Kirchen, Klöster und Schlösser. In Altbayern wie in Tirol wurden die Krippen im 18. Jahrhundert meistens aus Holz geschnitzt, in der Art beweglicher Puppen mit Kugelgelenken versehen und mit Textilien bekleidet. In Gesichtsausdruck und Kleidung glichen sie den damaligen Menschen. Die Krippenlandschaften waren jeweils der Umgebung ihres Entstehungsortes nachempfunden. Im Zuge der Aufklärung richteten sich politische und religiöse Reformbestrebungen gegen alles fromme Brauchtum. Folge: Neben etwa Wallfahrten war es verboten, Krippen in Kirchen aufzustellen – in Bayern ab 1803.

Das schmälerte aber nicht im Geringsten die Beliebtheit der Krippen, im Gegenteil: mehr und mehr wurden Krippen jetzt von Privatleuten in Auftrag gegeben und in den Häusern aufgestellt. Das hatte einen erheblichen Aufschwung der Krippenkunst zu Folge. Auch in der Au, damals noch Vorstadt, wurden Krippenfiguren, besonders in den Wintermonaten, in denen es keine andere Arbeit gab, von »Nebenerwerbsschnitzern« angefertigt. Das Bayerische Nationalmuseum an der Prinzregentenstraße besitzt übrigens die künstlerisch wertvollste und umfangreichste Krippensammlung der Welt. Zu sehen sind vielfigurige Szenen aus dem Alpenraum und Italien zwischen 1700 und Mitte des 19. Jahrhunderts.

Bis heute ist die Krippe jedenfalls aus kaum einer Familie mehr wegzudenken. Meist wird sie für die Kinder angeschafft, aber auch in fast jedem Erwachsenen ist die Erinnerung an die Krippe der Kinderzeit noch lebendig. Michaela Schmid

Artikel vom 21.12.2004
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