Das Bayerische Nationalmuseum beherbergt der Welt größte Krippensammlung

Theater um Weihnachten

Die Stadt im Spiegel von Christi Geburt: Im Prunkhof des Rathauses am Marienplatz steht Münchens wohl meistbesuchte Krippe. 	Foto: fil

Die Stadt im Spiegel von Christi Geburt: Im Prunkhof des Rathauses am Marienplatz steht Münchens wohl meistbesuchte Krippe. Foto: fil

Lehel · Bis heute ist sie aus kaum einer Familie mehr wegzudenken: die Weihnachtskrippe. Meist wird sie für die Kinder angeschafft, aber auch in fast jedem Erwachsenen ist die Erinnerung an die Krippe der Kinderzeit noch lebendig.

Krippen finden sich in Deutschland in fast allen katholischen und mittlerweile auch einigen evangelischen Kirchen – vor allem zur Adventszeit. Und im Bayerischen Nationalmuseum.

Das Volkskunde-Museum in der Prinzregentenstraße 3 besitzt die künstlerisch wertvollste und umfangreichste Krippensammlung der Welt. Gezeigt werden vorwiegend vielfigurige Weihnachtsszenen, die im Alpenraum und in den Krippenzentren Italiens in der Zeit zwischen 1700 und der Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffen wurden.

Den größten Teil dieser unvergleichlichen Sammlung verdankt das 1855 von König Maximilian II. von Bayern gegründete Museum, dem Münchner Kommerzienrat Max Schmederer (1854-1917). Er hatte schon um 1880/90 in Bayern und Tirol, später auch in Neapel Krippenfiguren gesammelt und sie den Münchnern jedes Jahr in seinem Privathaus zugänglich gemacht. Um die Jahrhundertwende vermachte er die bedeutendsten Stücke seiner Sammlung dem Nationalmuseum und bestimmte dort weitgehend selbst ihre Aufstellung.

Nach dem Krieg wurde die Abteilung in den fünfziger Jahren wieder aufgebaut.

1567 findet sich die erste Aufzeichnung über eine private, häusliche Weihnachtskrippe in Amalfi. In Süddeutschland beginnt der Bau realistischer Krippen erst Ende des 16. Jahrhunderts. Im 17. Jahrhundert entdeckten die Jesuiten die pädagogischen Möglichkeiten der Krippe ebenso wie diejenigen des religiösen Schauspiels und nutzten alle Wirkungen der realistischen, theatralischen und daher besonders einprägsamen Darstellung zur religiösen Unterweisung. Im Jahre 1601 bauten sie ihre erste Klosterkrippe in Altötting auf, 1607 folgte München.

Mehr als ein Jahrhundert lang beschränkte sich der Krippenbau hauptsächlich auf Kirchen, Klöster und Schlösser. Im Zuge der Aufklärung verbot die Kirche neben etwa Wallfahrten, Krippen in Kirchen aufzustellen – in Bayern ab 1803.

Das schmälerte aber nicht im Geringsten die Beliebtheit der Krippen, im Gegenteil: mehr und mehr wurden Krippen jetzt von Privatleuten in Auftrag gegeben und in den Häusern aufgestellt. In der damaligen Vorstadt Au fertigten »Nebenerwerbsschnitzer« im Winter Krippenfiguren. »Typisch für die Münchner Krippen sind die hervorragend geschnitzten Tiere, die stets in ungewöhnlich lebhafter Bewegung wiedergegeben werden«, erklärt Dr. Nina Gockerell, zuständig für die Krippensammlung im Nationalmuseum.

Ein Rundgang durch die Krippensammlung des Bayerischen Nationalmuseums vermittelt nicht nur anschauliche Einblicke in die Entwicklungsgeschichte der Krippe in Süddeutschland und Italien – er versetzt den Besucher in eine aus mittelalterlicher Frömmigkeit und barocker Inszenierung schöpfende Bilderwelt weihnachtlicher Thematik. Zu sehen von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, und Donnerstag bis 20 Uhr. Am 24., 25. und 31. Dezember ist das Museum geschlossen.

Artikel vom 21.12.2004
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