Der EHC hadert mit den Schiedsrichtern und verliert zu Hause

„Ich nenne niemanden Penner“

Musste das Spiel aus ungewohnter Position beobachten: EHC-Coach Kink. Foto: fil

Musste das Spiel aus ungewohnter Position beobachten: EHC-Coach Kink. Foto: fil

Es sind 32 Minuten gespielt in der Münchner Eishalle am Oberwiesenfeld, als sich EHC-Stürmer Tim Leahy beim Stand von 1:3 gegen die Heilbronner Falken nach einem eher harmlosen Check die Hände vors Gesicht hält. Im Eifer des Gefechts hat ihm sein Gegenspieler den Stock ins Gesicht geschlagen, Leahy blutet aus der Nase.

Laut Reglement der Eishockeyspielbetriebsgesellschaft (ESBG) müsste Leahys Kontrahent Hans-Jürgen Becker eine „große Strafe“, also fünf Minuten plus Spieldauer, aufgebrummt bekommen. Doch obwohl auch von der Oberlippe des US-Boys für alle 1100 Gäste im Stadion klar erkennbar Blut tropft, bekommt Becker für den Stockschlag lediglich eine Zwei-Minuten-Strafe. „Keine klare Verletzung“ sei beim Spieler erkennbar gewesen, wird DEL-Schiedsrichter Breiter nach dem Spiel in seinen Bericht schreiben. Diese Meinung hat er exklusiv. Nach Bekanntgabe des Strafmaßes beginnen die Fans in der Nordkurve ein gellendes Pfeifkonzert. Und auch auf der Bank des EHC München macht sich Verärgerung breit. Coach Kink, der das Spielgeschehen sonst eher stoisch verfolgt, beschwert sich lautstark beim Schiedsrichter: „Ich hab dem gesagt, dass alle das Blut gesehen haben und wieso er keine fünf Minuten gegeben hat. Mehr nicht.“ Sagt Kink. Der Schiedsrichter allerdings möchte gehört haben, dass Kink ihn einen „Penner und arroganten Depp“ genannt hätte. Breiter verweist daraufhin Kink von der Trainerbank. Der Coach muss die zweite Hälfte des Spiels von der Tribüne aus beobachten. Von dort sieht Kink, dass seine Mannschaft sich zwar alle Mühe gibt, das Spiel noch herumzureißen, sich aber letztlich einer gut aufgelegten Heilbronner Mannschaft mit 2:5 (Tore: Bearley, Leinsle) geschlagen geben muss. Zwar sind seine Jungs über weite Strecken des Spiels ebenbürtig, wenn nicht sogar die bessere Mannschaft, doch da die Heilbronner ihre wenigen Chancen konsequent nutzen und die Münchner an diesem Abend die besten und schönsten Torschussgelegenheiten fast schon fahrlässig vergeben, ist die zweite Heimniederlage der Saison letztlich eine klare Sache. „Bei drei Gegentoren gab es jeweils individuelle Fehler von unserem Goalie Dennis Hipke und zwei Feldspielern. Langsam sollten wir das einstellen, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen“, so der Coach. Trotzdem wollte Kink seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen an diesem Abend: „Immerhin haben sie bis zum Schluss gekämpft und normalerweise gehen die Pucks bei so vielen Chancen ja auch mal ins Tor.“ Trotz der Niederlage hatten die Fans ihren Spaß: Vor allem nach der Hinausstellung Kinks, bebte die Halle. Außerdem war das sportliche an diesem Abend in der Münchner Eishalle ohnehin nur Nebensache. Auch dass der EHC am Freitag endlich mal wieder beim 3:1-Sieg gegen Ravensburg (Tore: Drei Mal von Schilcher) auch in der Ferne überzeugen konnte, geriet ins Hintertreffen. Im Vordergrund stand die kaum vorhandene Schiedsrichterleistung, die auch Manager Christian Winkler auf die Palme brachte: „Mir kommt es langsam so vor, als ob die Schiedsrichter alle gegen uns sind. Das war ja nicht das erste mal dieses Jahr, dass ein Schiedsrichter unser Spiel verpfiffen hat. Wir müssen uns langsam überlegen, das dem Verband zu melden!“ Coach Kink selbst hält davon nur wenig: „Das bringt sowieso nichts. Dann schicken die uns das nächste Mal einen Spielbeobachter, das war’s.“ Eine Geldstrafe für seine angebliche Beleidigung erwartet der Trainer auch nicht: „Ich habe den doch gar nicht beleidigt. Das Wort Penner gebrauche ich nicht als Beleidigung. Ich nenne niemanden so. Das habe ich das letzte Mal vor zwei Jahren mal gesagt. Die Herren vom Verband kennen mich, die wissen, dass ich so was nicht sage.“ Kink und Breiter sind übrigens nicht zum ersten Mal aneinandergeraten: „Es gab da vor ein paar Jahren in Peiting den Vorwurf, dass der Herr Breiter uns bevorteilt hätte. Da gab es sogar eine Untersuchung. Seitdem benachteiligt er meine Mannschaften immer. Vielleicht möchte er so zeigen, dass er nicht mit mir unter einer Decke steckt“, so Kink. Filippo Cataldo

Artikel vom 20.12.2004
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