Der „Zentrale Omnibusbahnhof“ an der Hackerbrücke ist in Gefahr

„München bekommt ein massives Verkehrsproblem“

Buschaos vorprogrammiert: Wenn der Busbahnhof nicht kommt, werden die Busse nicht mehr fein in Reih und Glied stehen.	Foto: APCOA

Buschaos vorprogrammiert: Wenn der Busbahnhof nicht kommt, werden die Busse nicht mehr fein in Reih und Glied stehen. Foto: APCOA

Eigentlich war seit Jahresbeginn alles klar: Für einen einstelligen Millionenbetrag wollte die Landeshauptstadt ein knapp 19.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Hackerbrücke verkaufen um dort durch einen privaten Investor einen „Zentralen Omnibusbahnhof“ errichten zu lassen.

Bis zum derzeit üblichen Münchner Stichdatum, der WM 2006, sollte der Bahnhof in Betrieb gehen und den weiter zunehmenden Reisebusverkehr in München gesammelt abfertigen. Doch der erste Spatenstich – geplant für Juli – erfolgte immer noch nicht, stattdessen droht Ungemach und weiter wildes Parken: „Das Fertigstellungsdatum ist nicht zu halten“, erklärte die Sprecherin des Kommunalreferats, Silke Pesik, gegenüber dem „SamstagsBlatt“.

Der vorgesehene Investor, die „Gesellschaft für Grundstücksentwicklung AG“ (GEAG) habe Schwierigkeiten mit einem geplanten Hauptnutzer, dem Vernehmen nach einem Hotelbetreiber. In der Folge stellen die Banken nicht die benötigte Investionssumme bereit – etwa 60 Millionen Euro wird das vom Stadtrat abgesegnete Bauvorhaben kosten.

Schon am 29. Januar dieses Jahres wies der „Münchner Wochenanzeiger“ (Ausgabe Zentrum) auf einige Ungereimtheiten bei der GEAG hin. So unterschieden sich der von Geschäftspartnern mitgeteilte Firmensitz (Schifferstadt) vom Handelsregistereintrag (Frankfurt / Main). An beiden Orten war die GEAG nicht im Telefonbuch eingetragen.

Für das Kommunalreferat damals kein Grund, an der Seriosität zu zweifeln: „Die wollen im Hintergrund bleiben“, erklärte Sprecherin Pesik, auf den Sachverhalt angesprochen. Am 23. Januar 2004 vermeldete der städtische Pressedienst bereits: „Die Kooperation mit einem solventen und erfahrenen Immobilienspezialisten ist eine große Chance, das vom Stadtrat verabschiedete Konzept zum Busparken in München zeitnah zu realisieren.“

Doch danach sieht es derzeit gar nicht aus. In einer nicht-öffentlichen Sitzung des Kommunalausschusses kam das Investitionsvorhaben jetzt wieder zur Sprache, denn die Verträge vom Januar sind noch nicht notariell beglaubigt, nachdem die Finanzierung auf Seiten der GEAG derzeit wohl nicht gesichert ist. GEAG-Geschäftsführer Alexander Greve sieht sein Unternehmen weiterhin im Rennen. Er beteuert, dass man dieser Tage „große Schritte weitergekommen“ sei, Näheres wolle er allerdings erst im neuen Jahr bekannt geben.

Bisher sitzt Greve auch fest im Sattel, denn die Entscheidung für sein Unternehmen fiel per Stadtratsentscheid. Und eine neuerliche Behandlung in der Vollversammlung und damit eine mögliche Neuvergabe ist derzeit nicht auf der Tagesordnung, wie CSU-Stadtrat Helmut Pfundstein bestätigt. Nachdem das Kommunalreferat bei der letzten Ausschusssitzung „keine Lösung“ vorgeschlagen habe, ist in seinen Augen jetzt die Stadtspitze gefordert, „denn sonst haben wir ein massives Verkehrsproblem.“

Der im Januar ausgestochene Mitbewerber, die Firma „Huth Immobilien“ ist zwar ebenfalls nur unter einem Privatanschluss erreichbar, aber derzeit guter Dinge: „Wir verhandeln derzeit im Endstadium mit der Stadt und haben ein sehr gutes Gefühl“, so Gerhard Huth. Er möchte weiterhin gerne investieren – anstatt der GEAG. Allerdings mit einem anderen Mieterklientel als die GEAG: „Keine Büroräume, davon gibt’s genug. Sondern ein Wellnessbereich und kleinere Läden, die in die Gegend und zum Areal passen.“ Falls ein Abschluss der Verhandlungen „in den nächsten acht Wochen“ erfolge, sei auch eine rechtzeitige Fertigstellung bis zur WM möglich, glaubt Huth.

Ob nun, wie von beiden Bewerbern angekündigt, ein Hotel in dem Komplex unterkommen soll, ist übrigens auch unklar. Die „Accor“-Hotelgruppe – im Bieterverfahren ins Spiel gebracht – ist „in Kontakt“ mit dem Thema ZOB, wie die Pressesprecherin Michaela Störr bestätigte. Es sei jedoch „überhaupt nichts entschieden“. Und auch die Firma „APCOA“, von Stadt und Bietern als Betreiber des Busparkplatzes vorgesehen, hat derzeit „keinen rechtskräftigen“ Vertrag.

Aber wenn gar nichts klappt, kennen die Münchner einen altbekannten Parkplatz: An der Wredestraße, vor dem Wittelsbacher-Gymnasium, wo keine Infrastruktur bereit steht und schon in den vergangenen Jahren immer wieder Chemieklos in die Gullis geleert wurden. Von Maximilian Hägler

Artikel vom 02.12.2004
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