Bezirksausschuss und Stadtrat streiten um Straßennamen im Arnulfpark

Zoff um die Frauen

Ob die Bagger wissen, auf welch umstrittenem Weg sie fahren?	Foto: Fil

Ob die Bagger wissen, auf welch umstrittenem Weg sie fahren? Foto: Fil

Maxvorstadt · Erika oder Elisabeth? Häufig gibt es Streit um zwei Frauen, selten aber in der Kommunalpolitik. Die Maxvorstadt und der Münchner Stadtrat sind da eine Ausnahme, wie Klaus Bäumler, Vorsitzender des entsprechenden Bezirksausschusses 3 (BA) in der letzten Ausschusssitzung klarstellte.

Äußerst verärgert reagierte er auf das Thema »Straßenbenennung im Arnulfpark«. »Ohne Begründung unseren Vorschlag nicht anzunehmen und sich plötzlich für einen anderen Namen zu entscheiden – das ist nicht in Ordnung«, sagte der streitlustige CSU-Politiker.

Hintergrund: Zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke entsteht das neue Stadtquartier »Arnulfpark«. Aber nicht nur neue Wohnhäuser schießen hier aus dem Boden, auch neue Straßen entstehen – und für diese müssen passende Namen gefunden werden. Aber das scheint gar nicht so einfach.

Für die Benennung von Straßennamen steht den Münchner Bezirksausschüssen grundsätzlich das Entscheidungsrecht zu. Ausnahmen sind Straßenbenennungen, bei denen es sich um eine so genannte »persönliche Ehrung« handelt – wie im aktuellen Fall. Dann darf der Stadtrat im Kommunalausschuss alleine entscheiden. Die Bezirksausschüsse haben aber trotzdem Vorschlags- und Anhörungsrecht.

Im Mai unterbreitete der BA den Vorschlag, die südliche Erschließungsstraße im Arnulfpark nach Erika Mann zu benennen. »Voraussetzung sollte sein, dass es sich um Film- oder Theaterschaffende handelt, deren Namen für Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, gegen Krieg und Diktatur, stehen. Insbesondere Namen bedeutender Frauen sollten dabei berücksichtigt werden«, erläutert Bäumler.

»Erika Mann erfüllt für uns all diese Kriterien perfekt!«, so der BA-Vorsitzende. Erika Mann, 1905 in München geboren, war die Tochter des Schriftstellers Thomas Mann und bereicherte München nicht nur durch ihr schauspielerisches Talent, sondern kämpfte auch aktiv gegen den Nationalsozialismus.

Doch beim Kommunalreferat fand diese Begründung nur wenig Zuspruch. Stattdessen entschieden sich die Kommunalpolitiker für die eher unbekannte Elisabeth Bergner, die für den Film »Verlass mich niemals mehr« einst für den Oscar nominiert war.

Doch Hollywood zählt nicht für Bäumler. Er versichert zwar, nichts gegen die Schauspielerin zu haben, doch »die Persönlichkeit und der Lebenslauf von Erika Mann sind enger mit der Stadt München und auch der Maxvorstadt verbunden.« Das letzte Wort hat nun die Vollversammlung des Stadtrates am Mittwoch (zu Redaktionsschluss noch nicht beendet). Und scheinbar ist Bäumlers Werben für Erika Mann auf fruchtbaren Boden gefallen.

Aus Stadtratskreisen ist zu hören, dass sogar die größte Mann-Kritikerin, Kommunalausschuss-Sprecherin Christl Purucker- Seunig (SPD), plötzlich für Erika Mann stimmen möchte. So darf der Bezirksausschuss wohl doch noch auf ein versöhnliches Ende hoffen und ein leeres Straßenschild auf eine würdige Beschriftung. Sophia Seiderer

Artikel vom 25.11.2004
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