Interessante Ausstellung im Jüdischen Museum

Jüdischer Alltag nach 1945

Private Momentaufnahmen jüdischen Alltags nach 1945.	Fotos: Jüdisches Museum Hohenems

Private Momentaufnahmen jüdischen Alltags nach 1945. Fotos: Jüdisches Museum Hohenems

München · Unter dem Titel »So einfach war das« beschäftigt sich das Jüdische Museum München, Reichenbachstraße 27/Rgb, mit »Jüdischen Kindheiten und Jugend seit 1945 in Deutschland, Österreich und der Schweiz: bis 27. Januar 2005 ist die Ausstellung dort zu sehen.

Seit 1945 in Deutschland, Österreich oder der Schweiz als Jüdin, als Jude, aufzuwachsen, daran war nichts selbstverständlich. Oder vielleicht doch? Was hat es bedeutet, hier – nach dem Holocaust – groß zu werden, oder anzukommen als Flüchtling, Migrant oder Nachkomme von Überlebenden?

Das Jüdische Museum Hohenems hat Schriftstellerinnen und Geschäftsleute, Journalisten, Intellektuelle und Künstlerinnen, Hausfrauen und Hausmänner, ältere und jüngere, gläubige und weniger gläubige, bekannte und weniger bekannte Menschen um ein Foto und eine kurze Geschichte aus ihrer Kindheit und Jugend gebeten.

Erlebnisse und Verstörungen des Alltags, kurze Momente des Glücks, der Fremdheit und der Zugehörigkeit, Einblicke in die Vielfalt jüdischer Lebenswelten seit 1945. Und das Museum hat Fragen gestellt: Welche Szenen und Konflikte sind in Erinnerungen geblieben? Woran hat sich das Zusammenleben in und mit dieser Gesellschaft festgemacht.

Welche Erfahrungen haben die Kindheit und Jugend geprägt? Wie hat man selbst sein Leben in Deutschland und Österreich erklärt, Länder, die doch »Länder der Täter« waren?

Welche Rolle haben die Tabus der Schweizer Gesellschaft und ihres Umgangs mit Flüchtlingen für die Identität Schweizer Juden nach 1945 gespielt? Wie hat das Leben hier auf den Familienalltag eingewirkt? Welche gemeinsamen Symbole hat man sich gesucht, um als Gruppe zu bestehen? Und was hieß es, sich aus solchen Gruppenzwängen zu befreien, als Individuum der Gesellschaft (und sich selbst) zu begegnen?

Die so lange dauernde Nachkriegszeit ist selbst Geschichte geworden, unsere Geschichte. Was bleibt von dieser Zeit, zwischen Vergangenheit und Gegenwart? Entstanden sind Miniaturen und Momentaufnahmen, Blitzlichter auf Jüdische Gegenwart zwischen Alltag und Ausnahmezustand, vom Leben zwischen Erinnerung und der wachsenden Offenheit für das Neue.

Hörstationen ermöglichen die Begegnung mit einem Panorama jüdischer Existenz in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland heute: Pointiert und widersprüchlich, wie die Menschen, die darin leben.

Geöffnet ist das Museum Dienstag, 14 bis 18 Uhr, Mittwoch, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr und Donnerstag, 14 bis 20 Uhr. Tel. 20 00 96 93, Fax 20 24 48 38.

Artikel vom 27.10.2004
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