Ärger um das Corneliuswehr: Innerstädtische Renaturierung bleibt umstritten

Isar schlägt weiter Wellen

Angeln, Baden oder Beton. Wie soll die Isar fließen nach dem Corneliuswehr?	Fotos: mh

Angeln, Baden oder Beton. Wie soll die Isar fließen nach dem Corneliuswehr? Fotos: mh

Zentrum · »Das wird ein Mega-Naturvergnügen mitten in München!« So freute sich Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf noch im Juni, als er an den Isar-Strand geladen hatte.

Der südliche Abschnitt der Renaturierung bis zur Braunauer Eisenbahnbrücke war gerade fertiggestellt, der Fluss zeigte sich wieder ursprünglicher.

Doch abseits solch feierlicher Zeremonien stritt man schon damals heftig. Wie der letzte Flussabschnitt nach der Renaturierung aussehen soll, ist bis heute nicht ausgemacht. Nun gibt es neuen Ärger um die Gestaltung direkt vor der Museumsinsel.

Die Umbaupläne für den abschließenden Bereich nördlich der Braunauer Eisenbahnbrücke bis zum Deutschen Museum stocken damit weiterhin. Es hatte Streit gegeben um die Vergabe des Auftrags. Der erste Preisträger des ausgeschriebenen städtebaulichen Wettbewerbs war bei allen fünf betroffenen Bezirksausschüssen und den meisten Bürgern auf wenig Gegenliebe gestoßen.

Deren Favorit war der zweitplatzierte, naturnähere Entwurf. Um Rechtsstreitigkeiten mit den prämierten Architekten zu vermeiden, sollen nun beide Entwürfe unter einen Hut gebracht werden. Der erste Teilabschnitt soll von der Braunauer Eisenbahnbrücke bis zur Wittelsbacher Brücke reichen, der zweite von dort bis kurz vor die Reichenbachbrücke und der dritte Teil bis zur Einmündung in die sogenannte Kleine Isar an der Museumsinsel.

Im ersten Teilabschnitt, bei beiden Bewerbern fast identisch, soll ein überarbeitetes Konzept des Büros Burkhardt umgesetzt werden, das den Wettbewerb gewonnen hatte. Beim zweiten Teilabschnitt möchte das Baureferat den Vorschlag des zweiten Preisträgers, der Arbeitsgemeinschaft Jerney, verwirklicht sehen. Hier ist in der Mitte der Isar eine Insel geplant.

Wie der dritte Teilabschnitt im Bereich des Corneliuswehrs aussehen könnte, sei noch nicht entschieden, betont Ralf Wulf vom städtischen Baureferat. Jerney schlägt ein Inseldelta vor. Dafür müsste das Corneliuswehr, der von den Bürgern so gehasste »Betonriegel«, abgerissen werden.

Eine bautechnische Untersuchung kläre im Moment Kosten und Gefahren eines solchen Abbruchs. Beim Burkhardt-Konzept bliebe der unbeliebte Wall erhalten. »Doch eine Verlängerung des Corneliuswehrs wie beim ersten Preis wird es auf keinen Fall geben«, erklärt Wulf. Oberstes Ziel sei neben Hochwasserschutz vor allem die biologische Durchgängigkeit des Gewässers.

Den Geschmack der meisten Bürger trifft die mehrarmige Delta-Idee. Unter großem Geld- und Zeitdruck stehen nun die Verantwortlichen im Baureferat. Aber noch in diesem Jahr soll ein endgültiges Konzept vorgelegt werden, über das der Stadtrat dann entscheidet. Nicht, dass aus dem Mega-Naturvergnügen ein zäher Fluss wird... Albrecht Ackerland

Artikel vom 21.10.2004
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